Paradoxon: Golflehrer und Fitting

Alles zum Thema Clubfitting (Anpassung) von einem Golfschläger
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Paradoxon: Golflehrer und Fitting

Postby Moderator » 11.05.2011, 11:59

Auf jeder Golfrunde erkenne ich bei mindestens 50% der Spieler, dass sie eine falsche Schaftlänge spielen und dadurch im Schwung behindert werden. Spiele ich mit jemanden öfter, spreche ich ihn darauf an. Ansonsten bin ich still und ordne nur die Fehlschläge den Kategorien "Mental", "Materialqualität" und "Fitting" zu.

Wo ein Dialog stattfindet, kommen immer wieder zuerst die gleichen Antworten:
"Das hat mir noch keiner gesagt."
"Die sind aber ausgemessen worden."
"Die hat mir mein Pro empfohlen."
"Das Gefühl hatte ich auch schon, aber mein Pro meint ..."

Das Paradoxe daran ist, dass, wenn man die Golflehrer-Ausbildung, das Fitting und die Empfehlungen genau betrachtet, ein Widerspruch besteht, den niemand erkennen möchte.

In jedem guten Golfbuch bekommt man klare Hinweise zum Setup:

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Quelle: rightclub.co.uk

In den Lehrunterlagen und besseren Golfbüchern, sind sogar empfohlene Winkel angegeben.
- Arme locker nach unten hängen lassen
- Rumpfneigung 30-34° nach vorn gebeugt
(ergibt: Handgelenke etwa handbreit von den Oberschenkeln)
- Knie leicht gebeugt
- Rücken entspannt gerade

Dies sind klare Anweisungen, die die Hände in eine eindeutige Position bringen. Eindeutig auch in puncto Abstand zum Boden. In manchen Büchern ist die Vorgabe sogar so präzise, dass es absoult keinen Spielraum bzgl. der Höhe der Hände im Setup gibt. Verschwiegen bis ignoriert wird hierbei allerdings, dass die Handpositionen bei jedem Spieler anders sind. Von 70 bis 90 cm kann hier alles vorkommen, gelegentlich auch mal mehr oder weniger.
Die Handgelenkshöhe ist ein wichtiger Wert, denn zwischen den Händen und dem Ball muss der Golfschläger passen. Zu lang oder zu kurz, zu steil oder zu flach: schon muss man etwas kompensieren.

Propagiert wird allerdings das gängige Fittingsystem, dass trotz "Fitting-Manie" sich immer noch auf ganz wenige Schaftlängen reduziert. Dabei sieht selbst der interessierte Laie schnell, was stimmig oder eben unstimmig aussieht:

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Quelle: drbills-golf-setup.blogspot.com

Wie schnell die richtige Schaftlänge etwas bewirken kann, habe ich letzte Woche gesehen. Die beiden Videos wurden gleich nacheinander aufgenommen und auch in anderer Reihenfolge gegengecheckt. Das Ergebnis war immer identisch. Jetzt nicht auf die Perfektion des Schwunges achten (absoluter Anfänger), sondern, wie der Körper auf die falsche Schaftlänge reagiert:

<object width="425" height="344"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/-8c_GDID3OA?hl ... ram><param name="allowFullScreen" value="true"></param><param name="allowscriptaccess" value="always"></param><embed src="http://www.youtube.com/v/-8c_GDID3OA?hl=de&fs=1" type="application/x-shockwave-flash" allowscriptaccess="always" allowfullscreen="true" width="425" height="344"></embed></object>

In dem Beispiel wurden kürzere Schäfte benötigt, es gibt aber ebenso viele Fälle, bei denen es 2, 3 oder 4 inch mehr sein müssen. Alles, was mehr als 0,5 inch kürzer und mehr als 1 inch länger als der Standard ist, bringt aber die klassischen Hersteller in arge Nöte bei der Fertigung.

Es folgt noch ein zweiter Teil, da durch die (vernünftigen) Winkelvorgaben der Theorie auch der Lie-Winkel bereits definiert wird, dieser aber oft (nachteilig) steiler gebogen wird.

Mike
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Postby Slowhand » 11.05.2011, 14:29

Hi Mike,

bei solch großen Differenzen bin ich bei dir, weil ja nun nicht wirklich alle Menschen gleich große, noch gleiche Flexibilität und Körperbau haben.

Allerdings habe ich noch folgenden Punkt:
Ein Eisensatz von sagen wir E6 bis E9 hat auch einen entsprechenden Längenunterschied.
Klar wird der "proportional" mitgenommen, wenn der Schläger zu kurz oder zu lang ist.
Allerdings sollte doch (je nach Delta) mindestens EIN EISEN den biometrischen Anforderungen entsprechen oder? (Wenngleich dann natürlich der Loft falsch sein dürfte).
Sehe ich da was falsch?

Falls dem so sein sollte, kann man doch in jedem Fall über sein Setup sich auch der Schlägerlänge anpassen und auf der entsprechenden Ebene "arbeiten" - das ist zwar nicht optimal - technisch wäre es aber in jedem Fall ok.
Ich persönlich vergleiche das immer gerne bei meiner Größe von 1,95m und dem Setup mit dem Sandwedge bei kurzem Griff. Bei den ersten Schwüngen fehlen da auch immer 3..5cm, dann müssen die Knie eben mehr durch und der Schlägerkopf nach unten.

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Postby Moderator » 11.05.2011, 14:39

Allerdings sollte doch (je nach Delta) mindestens EIN EISEN den biometrischen Anforderungen entsprechen oder? (Wenngleich dann natürlich der Loft falsch sein dürfte).
Sehe ich da was falsch?
Wenn der Punkt mit den Handgelenken (die Lage im Raum) mal klar ist, kommt die Lage des Griffes. Diese definiert sich aus Schaftlänge und Lie-Winkel (also Schaftschräge):

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Man hat zwar innerhalb eines Schlägersatzes unterschiedliche Schaftlängen, aber bei jeder Nummer ändert sich auch der Lie. Ist alles korrekt ermittelt und gebaut, ändert sich die deshalb die Lage des Griffes im Raum nicht. Die kürzeren Schäfte sind steiler, die längeren flacher gestellt, die Griffhöhe bleibt.

Image
Quelle: http://www.marken-golf.de/golftechnik/g ... ng/haltung

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Postby Slowhand » 11.05.2011, 15:26

Mike, danke für den Hinweis mit dem Lie!
Hatte ich natürlich nicht berücksichtigt - darüber wäre der komplette Schlägersatz am Griffende bei gleich Höhe.

Ich bleibe aber bei meiner Frage, wenn man einen kürzeren Schläger durch ein stärkeres Knicken der Beine ausgleichen kann oder?
Ist zwar von der optimalen Körperhaltung abweichend, müsste sich dennoch sauber spielen lassen oder?

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Postby Moderator » 11.05.2011, 15:52

Ich bleibe aber bei meiner Frage, wenn man einen kürzeren Schläger durch ein stärkeres Knicken der Beine ausgleichen kann oder?
Ist zwar von der optimalen Körperhaltung abweichend, müsste sich dennoch sauber spielen lassen oder?
Das Problem ist, dass man sehr viel ausgleichen bzw. kompensieren kann. Das "problematische" daran ist der hohe koordinative Anspruch des Golfschwungs. Eine anspruchsvolle Bewegung, bei der noch ein suboptimales Material berücksichtigt werden muss ... das ist keine gute Basis.

Die Spieler, die im Setup nochmals merklich in die Knie gehen (um einen zu kurzen Schaft auszugleichen), sehe ich auch oft. Denen kann man bequem >20 m schenken, man muss nur einen längeren Schläger bauen. Die Verbesserung ist meist spontan, ohne zusätzliche Schwungkorrektur. Versuch einfach mal mit stärker angewinkelten Knie (also nie durchstrecken) schnell zu laufen oder einen Hochsprung zu machen. Keine Power da, da kein stabiles Widerlager. Eben dieses Widerlager fehlt dann im Schwung, um die Kraft auf den Schläger leiten zu können.

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Postby Moderator » 12.05.2011, 09:37

Der "Auslöser" für diesen Bericht war gestern um 11.00 Uhr noch zum Fitting da (nicht die Person im Video). Auch bei ihm waren die Schläger durchwegs um 5 cm zu lang, wir haben es dann geändert und um 14.00 Uhr war gleich ein vorgabewirksames Turnier:

46 Netto Punkte gespielt, 1. Platz Netto in Gruppe B,
verbessert von Hcp. 27 auf 24

Ich möchte wegen einem Beispiel nicht gleich eine Studientauglichkeit beanspruchen, aber auch bei seinem Schwung war die Veränderung spontan und "live" sichtbar. Warum nun jahrelang ein ausgebildeter Golflehrer dies nicht ebenso bemerkt oder zumindest routinemässig kontrolliert, ist mir unverständlich ... sofern man davon ausgeht, dass der Kunde im Vordergrund stehen muss und nicht die Interessen der Massenhersteller, die bei der Golflehrer-Ausbildung sehr stark eingebunden sind.

Mike
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Postby Didola » 12.05.2011, 15:33

Handycap-Verbesserung von 27 auf 24 ist bei 46 Stableford-Punkten nicht möglich. Kleine Anmerkung am Rande.

Müsste eigentlich 22,8 sein. :wink:

Gruß Dirk

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Postby Moderator » 12.05.2011, 16:04

.. da bin ich als Turnier-und Handicap-Muffel genau der Richtige :lol:
Ich muss mich hier auf die Clubangaben verlassen. Kann der Unterschied durch den Wechsel in die nächste Vorgabenklasse kommen?

zwischen -37 und -54 (Vorgabenklasse 6) um 1
zwischen -26,5 und -36 (Vorgabenklasse 5) um 0,5
zwischen -18,5 und -26,4 (Vorgabenklasse 4) um 0,4
zwischen -11,5 und -18,4 (Vorgabenklasse 3) um 0,3
zwischen -4,5 und -11,4 (Vorgabenklasse 2) um 0,2 und
darunter (Vorgabenklasse 1) um 0,1 Punkte

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Postby Didola » 12.05.2011, 16:38

Ein Wechsel der Vorgabenklasse geschieht in dem Fall nur zwischen 5 und 4. Bei der von dir weiter oben genannten Berechnung wäre man nur von Klasse 3 ausgegangen.

Wenn das die Angabe des Clubs war, dann "Holla, die Wald-Fee" :lol:

Finde ja das HC auch eigentlich überbewertet, obwohl ich doch ein wenig mit Stolz sage, wenn ich bei golf.de reingeschaut habe, das ich zu den besten 10% von Deutschlands online geführten Golfern gehöre. :wink:

Und das bei meinem Hacker-HC :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Gruß Dirk

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