Seit Flighscope, Trackman und Highspeed-Analyse hat man mittlerweile viel Datenmaterial, aus dem man seine Schlüsse ziehen kann und Schwünge vergleichbarer macht. Aus Mutmaßungen werden Fakten. Am Beispiel der Königsklasse aller Golfschläger sei hier der Angriffswinkel beleuchtet:
Beim Driver ist neben Schaft und Modell die häufigste Frage, welchen Loft man spielen soll. Es gibt Spieler, die schlagen den Ball sehr hoch und andere jagen ihn meist flach über den Boden. Selbst wenn man Löffler und Topper aussortiert, bleiben grosse Unterschiede im Ballflug erkennbar. Grund dafür ist der Angriffswinkel, also der Winkel, in dem sich der Schlägerkopf zum Ball hin bewegt. Man unterscheidet von positiv (Aufwärtsbewegung) über neutral (wegwischend) bis negativ (auf den Ball niederschlagend):

Eisen werden in der Regel immer abwärts geschlagen, bei den Drivern scheiden sich die Geister. Tiger Woods schlägt nach unten, Bubba Watson nach oben. Vergleicht man nun Geldrang und Schlagweite, kann man für keine Schwungart Partei ergreifen.
Wie aus der Tabelle ersichtlich, hat man mit einem positiven Angriffswinkel, also mit einem Schlag nach oben, die jeweils grösste Weite. Verglichen mit dem Eisenschwung ist aber klar, dass hier eine Umstellung im Schwung erfolgen muss ... mit teilweise grossen Auswirkungen auf das gesamte Setup.
Ich persönlich schlage mit einem positiven AW tatsächlich 15-20 m weiter, aber die Umstellung irritiert mich, weshalb ich lieber bei meinem Abwärtsschlag bleibe. So kann ich vom Wedge über die Roughlage bis zum Abschlag immer den gleichen Schwung ansetzen.
Interessanterweise soll sich der Backspin (laut Trackman) nicht verändern, egal, ob man negativ, neutral oder positv zum Ball kommt. Im Trackman Newsletter war dies deutlich unterstrichen und auch in anderen Publikationen findet man diese These. Ich empfinde dies (subjektiv) anders, auch gibt es Messungen (Tabelle oben) sowie ebenso viele Publikationen, die dem widersprechen. Ist aber ein eigenes Thema.
Den Trackman Newsletter kann man hier downloaden:
Newsletter Januar 2008
Newsletter Januar 2009
Greenjudge hat sich die Mühe gemacht, die Newsletter zu übersetzen. Vielen Dank. Jeder Leser der deutschen Übersetzung sollte deshalb Greenjudge mal auf eine Runde einladen

( aus Trackman News # 2 January 2008, S. 03 ff. )
Focus: Attack Angle
Wir beschäftigen uns daher heute zunächst mit dem so genannten Attack Angle auch Angle of Attack genannt. Der Attack Angle lässt sich definieren als „Differenz zwischen Abflugswinkel und Loft im Treffmoment“.
Frage an Fredrik Tuxen: Wie haben Sie herausgefunden, dass der attack angle so wichtige Parameter für die Beurteilung eines Golfschlags liefert?
Tuxen sagt hierzu:
In den letzten Jahren hat die Golfindustrie stets behauptet, die Optimierung eines Drivers hängt zusammen mit einerseits dem Erreichen eines hohen Abflugwinkels bei gleichzeitigem Spin des Golfballes. Mehr oder weniger haben alle Schlägermanufakturen einen Launch Angle für 11° und eine spin rate von 2700 Umdrehungen pro Minute (RPM) und eine Ballgeschwindigkeit von 150 Meilen in der Stunde (MPH) empfohlen. Aber dies funktioniert so nicht.
Aus dem Vergleich der Daten die Trackman über die Tourspieler während eines Wettbewerbs liefert, haben wir erkannt, dass große Variationen sowohl was den Launch Angle angeht und auch die spin rate vorhanden sind. Der launch angle bewegt sich zwischen 5 bis 16° und die Spin rate zwischen 1600 und 3500 RPM. Nur wenige Spieler haben bei 11° Launch tatsächlich 2700 RPM. Wir (Trackman) konnten nicht glauben, dass der Großteil der Tourspieler so schlecht gefittete Schläger mit sich führten. Dies war für uns (Trackman) der Anlass tiefer in die Sache einzusteigen.
Die Optimierung der Drive-Distanz ist eine Frage einer hohen Ballgeschwindigkeit, eines hohen Launch Angles und einer niedrigen spin rate. Aber man kann, allgemein gesagt, nicht den Launch Angle steigern ohne auch die spin rate gleichzeitig erhöhen. So haben wir uns gefragt, unter welchen Umständen kann eine optimal spin rate im Verhältnis zum launch angle kombiniert werden. Es kam dabei heraus, dass für einen optimalen Golfschlag der attack angle als erster Parameter bestimmt welche Kombination launch angle / spin rate für den jeweiligen Golfer erreichbar sind.
Der attack angle ist der Ausgangsparameter der uns sagt, warum man gewisse Kombinationen von launch angle und spin rate erreicht und das ist wichtiger als die Schlägerkopfgeschwindigkeit (club speed). Es kommt hinzu dass attack angle überwiegend mit dem Golfschwung und nicht mit dem Golfschlägerequipment in Beziehung gesetzt wird, d.h. dass dies eine Sache ist, die der jeweilige Golfer ändern kann, weil es um reine Technik geht.
Warum ist der attack angle jetzt so wichtig für das Driverfitting ?
Attack angle zusammen mit der Schlägerkopfgeschwindigkeit stellen die individuellen Schwungparameter dar, welche deinen Driver im so genannten dynamischen loft (das ist der Loft des Schläger im Augenblick des Impakts) erreichen muß. Zum Beispiel wenn du auf 90 Meilen Schlägerkopfgeschwindigkeit kommst, bei einem attack angle von Minus 5° (es wird auf den Ball geschlagen), dann ist ein optimaler lauch angle / die spin rate etwa 10° und 3100 RPM. Dies würde voraussetzen, einen relativ hoch gelofteten Driver (zwischen 13 und 15°), um das Ergebnis zu erreichen. Auf der anderen Seite, wenn Dein attack angle bei plus 5° liegt (Du also aufwärts an den Ball kommst) mit den gleichen 90 Meilen Schlägerkopfgeschwindigkeit, dann wäre der optimale launch angle bei 16° und die spin rate 2200 RPM, dazu benötigte man einen relativ niedrig gelofteten Driver zwischen 9 und 10° um das zu erreichen. Signifikant ist, dass die letzte Kombination den Ball etwa 30 Yards weiter befördert als der Schlag mit Minus 5°.
Bis zu welchem Grad kann der Attack Angle alleine als gültiger Parameter für einen optimalen Ballflug sorgen?
Der attack angle ist charakteristisch für deinen Schwung der sich nur schwierig verändern lässt. Ein hoher positiver attack angle bei deinem Driver gibt dir das Potential einen langen Ballflug zu erreichen, wobei die Distanz nur limitiert ist durch die Schlägerkopfgeschwindigkeit. Um dies jedoch überhaupt nutzen zu können musst du den Ball immer noch im sweet spot treffen und der Weg der dein Schläger geht (club path) und auch die Schlägerkopfausrichtung muß auf das Ziel ausgerichtet sein.
Wenn auch der attack angle so wichtig ist, warum haben wir davon nicht schon mehr gehört?
Hierfür gibt es zwei wesentliche Gründe:
1. Es ist zurückzuführen auf mangelnde Kenntnis derjenigen der im Golfsegment zwischen der Bedeutung der Wirkung des attack angels auf den Ballflug tätig sind und dem Umstand , dass es
2. effiziente, genau und leicht zu handhabende Messgeräte die den attack angle hätten messen können, es früher einfach nicht gab.
Dies ist der Punkt an dem Trackman eingreift.
Wie kann ein durchschnittlicher Golfer unter gleichen Bedingungen seinen attack angle verbessern ?
Während dies eine Frage ist, die von einem Golftrainer beantwortet werden kann, kann ich nur einige Vorschläge machen, wie z.B. den Ball weiter vorwärts im Stand zu legen und etwas höher aufzuteen. Das erfordert typischerweise, dass man den Schwung etwas mehr von Innen nach Außen ( in to out ) betätigt, als man es gewöhnt ist. Aber hier ist es besser, deinen professionellen Trainer zu befragen. In vielen Fällen wird es notwenig sein, erhebliche Schwungumstellungen vorzunehmen, um den attack angle zu verbessern ohne alles andere gleichzeitig zu ruinieren.
Erst dann wenn du den attack angle erhöht hast, mußt du deinen Clubfitter aufsuchen und den Driver neu fitten lassen. Du wirst dann in jedem Fall einen niedrigeren Loft benötigen.
Welcher ist der höchste positive attack angle der Tour Pros und wer von ihnen hat ihn erreicht ?
Den höchsten positiven attack angle, den ich gesehen habe, so Tuxen, ist der von Cristie Kerr. Sie hatte einen positiven Attack von 8,1°. Ihr durchschnittlicher attack angle ist knapp über Plus 5°. Mark Brooks hat beim Drivertest einen attack angle von 9,6° erreicht, was ebenfalls eindruckvoll ist. Erstaunlicherweise ist der durchschnittliche attack angle auf der Damentour 3° höher als der auf der Herrentour. Dafür liegt aber die Schlägerkopfgeschwindigkeit bei den Ladies um 20 Meilen pro Stunde niedriger.
Wer hat den höchsten negativen attack angle, den man mit Trackman festgestellt hat ?
Michael Campbell und Charles Howell III. haben etwa 7,5° Attack Angle. Beide haben einen sehr flachen Ballflug und sind nicht auf Distanz im Sinne von carry fokussiert.
Kann man sagen dass die besseren Spieler einen positiveren attack angle mit ihrem Driver haben?
Nein, das trifft für viele PGA Tourspieler nicht zu. Spieler wie Tiger Woods, Sergio Garcia, Charles Howell III und Phil Mickelson haben eigentlich negative attack angles. Jedoch ist diesen Spielern gemein, dass sie eine sehr hohe Schlägerkopfgeschwindigkeit erreichen, sodaß der Ball dennoch weit fliegt, obwohl der attack angle negativ ist. Aus diesem Grunde haben Sie kein Distanzproblem, also keine Schwierigkeiten große Weiten zu erreichen. Würden sie jedoch ihren attack angle mehr in Richtung positiv steigern, könnten sie 30 – 40 Yards weiter schlagen. Offensichtlich haben sie sich aber dazu entschlossen, das nicht zu tun.
Haben Sie sonst irgendwas entdeckt, während ihrer Erforschung des attack angles ?
Ja. Es kommt dabei heraus, dass falls du abwärts / hinunter auf den Ball schlägst oder aufwärts an den Ball schlägst mit dem selbem Schläger, so wird die spin rate mehr oder weniger identisch sein, wenn man den Ball auf ein und den selben sweet spot des Schlägerkopfes trifft. Das beweist das Gegenteil zu dem Mythos der besagt, dass wenn man auf den Ball hinunter schlägt die spin rate erhöht wird.
Sagen sie jetzt, wenn man auf den Ball hinunter schlägt, dass dies keinen Einfluß auf die spin rate hat? Das klingt sehr überraschend.
Ja. Tatsächlich ändert man die spin rate nicht indem man mehr auf den Ball schlägt solange der Ball immer im gleichen Spot getroffen wird. Vereinfacht gesagt, sind die Zusammenhänge die Folgenden: der attack angle verändert den Launch Angle, mit dem Schlägerloft einschließlich des Schaftflexes ändert sich die spin rate. Wenn man mehr aufwärts auf den Ball schlägt oder an den Ball kommt, wird der Launch Angle höher sein, aber die spin rate bleibt die gleiche. Die spin rate wird in erster Linie bestimmt durch den Loft und die Impactposition auf dem Schlägerkopf. Dieser Spinloft ist der Unterschied zwischen dem dynamischen Loft und dem attack angle. Der Spinloft ist eigentlich dem Grunde nach konstant für den jeweiligen Schläger. Natürlich spielen die Charakteristiken des Balls und des Schlägers eine wichtige Rolle was die Erzeugung des Spins angeht. Nach alledem ist es immer noch gut nach unten auf den Ball zu schlagen, sofern man Eisen und Wedges benutzt. Der negative Attack macht es leichter einen ordentlichen Kontakt mit dem Ball herzustellen und eine hervorsehbare spin rate für die Annäherungsschläge zu erzeugen.