Man vergleiche einfach mal ein Haus aus der Jahrhundertwende mit der Architektur der 60/70er Jahre oder ein Tintenfass von 1900 und mit der Tintenkartusche vom Discounter.
Am Ende dieser Kastration haben die Produkte keine Seele mehr, kein Charisma. Auch möchte ich in Frage stellen, ob die künstlerische Ausgestaltung der Produkte, Waren und Gegenstände nur optisch apart ist oder ob hier nicht eine Symbolkraft die Funktion forciert. Ohne ins esoterische abrutschen zu wollen, sollte man sich doch mal mit der Blume des Lebens beschäftigen oder mit den Erkenntnissen Masuru Emotos. Es gibt jedenfalls mehr, als mancher glaubt oder manche glauben möchten oder manche glaubend machen wollen.
Diese für mich unangenehme Reduktion der Vielfalt hat auch eine reflektorische Wirkung auf die Maxime der Entwickler. Statt "besser" oder "einzigartiger" ist es in den Entwicklungsabteilung einer weltweiten Automarke heute wichtiger, die Lebensdauer technischer Bauteile bewusst zu begrenzen. Ausserhalb der Garantiezeit und ohne Imageverlust sollen Funktionen eines natürlichen Todes konsumankurbelnd sterben. Keine Vision, sondern Realität.
Flankiert wird das ganze durch die Massenverblödung, deren Ursprung ich noch nicht entdeckt habe und deren Koordination mir ein Rätsel ist. Hier sei das Buch "Die verblödete Republik" empfohlen. Ziellos und ohne Wertevorstellung soll konsumiert werden, was der Überziehungskredit hergibt. "Einen Sohn zeugen, einen Baum pflanzen, ein Haus bauen" wurde ersetzt, durch "eine Flatrat abschliessen, einen Klingelton abonnieren und Fun haben". Die Taschengelddiebe der Telekommunikationsbranche freuen sich.
Aber wie werthaltig sind diese Errungenschaften? Wer möchte die heutigen Konsumgüter irgendwann mal vererbt bekommen? Egal ob schwedisches Wandregal oder neuerster DVD-Player, für den es in 48 Monaten schon keine Medien mehr gibt. Nichts als Sondermüll für einen Planeten, der vor lauter Abfall schon seine Gletscher schmelzen lässt.
Um nicht falsch verstanden zu werden: es soll hier nicht die Tradition ans Licht gezerrt werden, also nicht das schwere Design der Jahrhundertwende. Ich möchte, dass die Entwicklung nachgeholt wird. Dass Kunst und Handwerk wieder eine Symbiose bilden. Wie dann ein Handy, ein Fernseher oder auch eine Heizungsanlage aussehen, weiss ich nicht, aber es kann nur besser werden. In Sachen Heizung hatte ich mir mal Gedanken gemacht. "Eigener Herd ist goldes Wert" ... heutzutage wird dieser Herd im Keller versteckt, industriegrau lackiert und gegen Aufpreis in Bübchenblau oder Bhagwanorange.
Warum nicht die Flamme des Ölbrenners (sehr imposante Flamme, voller Kraft) aus dem Boden der Essküche kommen lassen, mit Sichtfenster und glühender Schamotterückwand. Die Verrohrung, unisoliert in blankem Eisen oder poliertem Edelstahl (je nach Geschmack) kunstvoll mäandernd verlegt, übernimmt die Aufgabe eines wärmestrahlenden Heizkörpers, ergänzt durch die Umwälzpumpen; statt mit Plastikdeckel aus polierter Bronze. Ein Tempel für die Sinne. Wärme an frostigen Tagen wird nicht anonym, sondern live und voller Leben erzeugt. Wobei es nicht Öl sein muss, das verbrannt wird. Die Technik ist hier schon viel weiter, als es der Industrie recht ist. Statt aber mit Hirn und Ehrfurcht unsere einzige Welt zu schonen, stehen immer noch globale Vetternwirtschaft und Aktienkurse als einzige Vorgaben im Raum.
Vor zwei Jahrzehnten hatte ich mich viel mit Elektronik beschäftigt. Jeder kennt die Leiterplatten, auf denen computerdesignte Zinnbahnen Chips und Dioden verbinden. Kalt und labormässig sehen sie auch aus. Ich hatte damals meine Elektroniken mit den Ornamenten des Jugendstils bzw. der indischen Mythologie vereint. Dem Strom ist es egal, ob er grandlinig steril oder in floralen Kurven seinen Impuls sendet. So eine Leiterplatte muss man nicht verstecken, sondern kann sie als gestalterisches Element z.B. dem Gehäuse eines Fernsehers zuführen (mit klarer Abdeckung). Damit könnte man endlich einen Fernseher bauen, der rückseitig nicht nach Vergebung für den oberflächlichen Designer fleht.
Meine Bemühungen in Sachen Golf sind die Konsequenz daraus. Rein funktionell sind alle Resourcen aufgebraucht. Man kann nur noch Farbe und Preis ändern, so der Istzustand der Branche. Ich will jedoch wieder den Dingen Leben einhauchen, deshalb meine Versuche mit Hickory, Büffelhorn und Leder. Deshalb auch die Vorgabe, möglichst auf alten Maschinen und nicht industriell geleckt zu fertigen. Die Ästhetik spielt mit ... auch beim Golf. Jeder Schläger soll einzigartig sein und jeder Schläger soll seinen individuellen Charakter erhalten. Ich bin aber noch meilenweit von der Perfektion entfernt, denn je tiefer man sich in diese Philosopie begibt, desto überraschender werden die bis dato verschenkten Möglichkeiten. Mitstreiter willkommen, egal, für welchen Bereich.

Ich möchte mich hier nicht als Geschmacksverbesserer der Nation aufspielen, mich aber gegen die "deutsche Eiche aus Plastik" in Möbelhäusern wehren, den schwedischen Dünnblechbollerofen mit elektrischen Fakeflamme gar nicht erst herstellen lassen und vielmehr wieder das Bewußtsein zwischen Sinn und Unsinn schärfen. Denn sonst muss alles nur funktionieren, wie mittlerweile der Mensch selbst auch. Kranke, Behinderte und Alte passen nicht ins Szenario der kreditfinanzierten Verbrauchs- und Spaßgesellschaft ... und das ist mehr wie bitter: "Abgezockt und totgepflegt"
EDIT
... sonst ist irgendwann Soylent Green die beste Lösung.