Postby Hägar » 04.07.2012, 11:54
Heute früh eine einsame 9-Loch-Runde, Abschlag 06:15h. Am Start zusammen mit mir drei verschiedene Ballsorten:
- Pinnacel Gold Distance als Vertreter der preisgünstigen 2-schaligen Distance-Bälle;
- Flake Tour als Vertreter der gemäßigten 3-schaligen Bälle; und
- Flake Pro als Vertreter der "edlen" 3-schaligen Urethan-"Klebe"-Bälle.
Auf den 9 Loch hab ich so ziemlich jede Situation mit jedem Ball mehrmals ausprobiert. Konnte ich ja, weil alleine unterwegs. Nur einmal musste ich ein aufrückendes Flight durchwinken. Die haben ganz schön Stielaugen gekriegt, als sie mich mit bis zu sechs Bällen gleichzeitig auf dem Fairway gesehen haben.
Hier ein keineswegs wissenschaftlicher, sondern sehr subjektiver Bericht:
Die langen Schläge:
Bei den Abschlägen mit den Eisen (versuchsweise #9 und #7) vom Tee konnte ich keine signifikanten Längenunterschiede zwischen allen drei Ballsorten erkennen. Dies auch nach mehrmaliger Wiederholung nicht. Die Längenunterschiede betrugen nur wenige Meter, wobei mal der eine Ball, mal der andere Ball die Nase vorne hatte. Die Längenunterschiede sind wohl eher in den Streuungen meines Schwungs und in der Treffergüte begründet.
Sinngemäß das gleiche gilt auch für die Abschläge mit dem Fairwayholz #5, sofern sauber getroffen. Erste Unterschiede waren aber schon erkennbar: Der Flake Pro mit Urethan-Außenhaut reagiert am empfindlichsten auf Ungenauigkeiten. Da hat sich schnell ein Slice eingeschlichen, der natürlich Länge kostet.
Beim Drive wurde mir dann mulmig. Bin derzeit etwas gehandicapt mit so was ähnlichem wie ein Tennisarm. Der Driveschwung mag nicht so recht funktionieren. Mein überwunden geglaubter Slice ist wieder da, und das nicht zu knapp. Der Pinnacle und der Flake Tour gehen noch einigermaßen sauber. Den Flake Pro mit Urethan-Außenhaut habe ich aber kaum bändigen können. Offenbar nimmt er mehr als die anderen Bälle Side-Spin an und verschwindet rechts in den Büschen.
Kurzspiel mit dem Gap-Wedge (51°):
Der Pitch mit vollem Schwung brachte für mich erstaunliches und neues hervor, da ich bislang immer nur die billigen Distance-Bälle, seit einiger Zeit ausschließlich Pinnacle Gold Distance gespielt habe. Mit den Pinnacles gab es das gewohnte Verhältnis von Carry zu Roll. Die Flake Tour stoppten erkennbar früher mit weniger Roll. Für mich ein Fortschritt gegenüber Pinnacle. Richtig bemerkenswert wurde es bei den Flake Pro. Mit leicht geöffnetem Stand und ebenfalls geöffnetem Blatt ist mir erstmals ein echter Stopp gelungen in dem Sinne, dass der Ball praktisch dort liegen blieb, wo er aufschlug. Beim Nachschauen konnte ich sehen, dass in zwei von drei Flake-Pro-Pitches der Ball nicht weiter als zwei Handbreit neben der zugehörigen Pitchmarke lag. Ein echtes Novum für mich. Das eliminiert praktisch die Unwägbarkeit des Rolls bei den Distance-Bällen. Eigentlich kommt es nur noch darauf an, dass man den Pitch so dosieren kann, dass er möglichst nahe am Wunschziel aufschlägt. Gemessen an meinen üblichen Streuungen fand ich das Dosieren nicht besonders anspruchsvoll, jedenfalls nicht anspruchsvoller als bei den Pinnacles. Kann Henrys oben gepostete Behauptung nicht nachvollziehen, dass die Urethan-Bälle für Anfänger (wie mich) kaum beherrschbar wären. Im Gegenteil, das war für mich ein Aha-Effekt im durch und durch positiven Sinne, und hat einfach nur große Freude (und passable Genauigkeit) gebracht.
Beim Pitch mit halbem Schwung verringern sich die Unterschiede zwischen den Bällen. Es bleibt bei der Reihenfolge, dass der Pinnacle den meisten Roll, der Flake Tour etwas weniger Roll, und der Flake Pro den geringsten Roll produziert. Die Unterschiede sind aber nicht mehr so gravierend. Hier hätte ich mehr vom Flake Pro erwartet. Vielleicht spielt eine Rolle, dass alles im morgentlichen Tau glitschig nass war, was möglicherweise die Spin-Annahme reduziert.
Beim Chippen waren für mich keine nennenswerten Unterschiede mehr im Carry-Roll-Verhältnis feststellbar. Als subjektives Unterscheidungsmerkmal blieb lediglich, dass sich die beiden Flakes einfach besser anfühlten. Hier hatte ich die wunschdenkende Halluzination, mehr Kontrolle zu haben.
Putten:
Beim Putten ähnliches wie beim Chippen. Hier geht es ja nur und ausschließlich um Gefühl. Die beiden Flakes produzierten nicht sehr unterschiedliche Impactgeräusche, unterschieden sich aber deutlich vom akustisch härteren „Tack“ des Pinnacle. Mein persönliches Problem beim Putten ist weniger die Richtungsgenauigkeit, als mehr die Längenkontrolle. Die fiel mir nach erster Einschätzung mit beiden Flakes leichter als mit dem Pinnacle.
Mein persönliches Fazit:
Bei den Transportschlägen, egal ob mit Eisen oder mit Holz, macht es keinen nennenswerten Unterschied, welchen Ball ich spiele. Da tun’s die billigen Distance-Bälle allemal.
Beim Kurzspiel fühlen sich die beiden Flakes subjektiv besser an und lassen mich glauben, mehr Kontrolle zu haben. Richtig krass wird’s beim mehr oder weniger vollen Pitch: Da dominiert eindeutig die Urethan-Fraktion.
Letztere ist also wohl zu Recht berühmt für ihre Spinaufnahme. Allerdings um den Preis, dass diese Spinaufnahmebereitschaft latent immer da ist. Also nicht nur dann, wenn man es will (Backspin beim Pitch), sondern auch dann, wenn man es nicht will (Sidespin und Slice beim Abschlag). Solange ich derzeit keinen reproduzierbar geraden Abschlag hinkriege, sind mir die Pro zu heikel, auch wenn sie noch so viel Spaß im Kurzspiel machen.
Im Ergebnis werde ich also wohl, wenn’s um Punkte geht, die Flake Tour spielen. Die Flake Pro bleiben vorerst den Lustrunden vorbehalten, in denen ich dem Experimentier- und Lerntrieb folgend den gesteuerten Einsatz von Backspin ausprobiere oder einfach nur Spaß daran habe.
Stefan