Beim Thema Eisen kommt immer wieder die Frage auf, was besser sei (geschmiedet oder gegossen) oder einem geschmiedeten Eisen wird automatisch ein Vorteilsbonus zugestanden. Deshalb mal ein paar Fakten:
Herstellung im Vergleich
Formenkosten für Edelstahlguss: 1-fach
Formenkosten für Zinkguss: 2-fach
Formenkosten für Schmiede: 1,2-fach
Stückkosten Edelstahlguss: 1-fach
Stückkosten Zinkguss: 0,5-fach
Stückkosten Schmiede: 1-fach
Legende: Zinkform kostet das doppelte der Edelstahlform, aber der Stückpreis für Zink ist die Hälfte von Edelstahl.
Man sieht, dass Edelstahlguss und Schmiedeeisen in der Herstellung ziemlich gleich sind.
Material im Vergleich
Für Edelstahlguss gibt es ein paar Legierungen, die für den Guss geeignet sind. Problem ist das Härteverfahren, welches darüber entscheidet, wie der Stahl z.B. auf Biegebeanspruchung reagiert. Die gängige Härtung in Sauerstoffumgebung macht den Edelstahl eher spröde, d.h. er bricht bei Biegung. Dies ist der grosse Nachteil des Edelstahlgusses: die Schlägerköpfe können nicht in Loft und Lie geändert werden (zumindest nicht dauerhaft, nicht mit grossen Werten oder nicht unkompliziert). Man könnte jedoch unter Luftausschluss härten (=vacuumgehärtet), was die Elastizität erhält, aber dieses Verfahren ist teurer und aufwändiger (z.B. sehr starke Verfärbung beim Härten aufgrund der hohen Temperaturen), weshalb diese Methode in der Regel niemand bezahlt.
Zinkmaterial wird für hohe Auflagen und für Anfänger gerne verwendet. Aus meiner Sicht ist das Material so schlecht für Golfschläger geeignet, dass es mir sogar schwer fällt, es überhaupt hier aufzulisten. Bei den Zinkproduktionen steht ausschliesslich der billigste Herstellungspreis im Vordergrund. Keinerlei Anspruch an Performance oder Qualität. "Ex und hopp" Herstellermentalität.
Bei geschmiedeten Eisen meinen die meisten Karbonstahl, der gut biegbar und eher softig ist. Es gibt aber auch Edelstahlsorten, die geschmiedet werden können, diese sind aber selten. Karbonstahl rostet, was nicht das Spiel stört, sondern den Spieler. Deshalb werden Karboneisen verchromt, was den Nachteil darstellt: man kann kein Gewicht abnehmen (zumindest nicht ohne Aufwand) und beim Biegen kann der Chrom Risse bekommen. Mit der Zeit spielt sich der Chrom durch und die betreffende Stelle rostet.
Insgesamt wird dem geschmiedeten Eisen eine höhere Materialdichte zugesprochen, was bessere Spieleigenschaften ergeben soll.
Dazu muss man zwei Dinge etwas beleuchten: Schmieden und Spieleigenschaften.
Schmieden: wenn man einen rohen Klotz Stahl ohne Materialverlust in Form schlägt, spricht man in unseren Breitengraden vom Schmieden. Dito beim Gesenkschmieden. In Asien, wo auch die teuersten Schmiedeeisen das Licht der Welt erblicken, ähnelt das Schmieden mehr dem Ausstechen von Weihnachtsplätzchen. Es ist also mehr ein Stanz-Pressen mit entsprechendem Materialverlust. Der wesentliche Vorzug des Schmiedens, die extreme Verdichtung des Materials an Schmalstellen (z.B. Hoselübergang) ist so nicht gegeben. Ebenso giessen auch manche Hersteller den Rohling vor und überhämmern dann diesen, damit er zum Schmiedeeisen wird. Man kann darüber diskutieren, wo hier Sinn und Unsinn begraben sind, in der Regel stimmt es jedoch, dass wie auch immer geschmiedete Eisen einer besseren Qualität angehören, wenn auch der Herstellungspreis nicht höher ist. Warnung am Rande: das Wort "geschmiedet" oder "forged" wird im allgemeinen sehr leichtfertig verwendet.
Wesentlich interessanter ist die Frage zur Spielleistung. Ist gut gegossen schlechter als gut geschmiedet? Dieser Frage wurde von einigen Jahren mal in den USA recht gründlich nachgegangen. Ältere Pros, die in den USA gedient haben, dürften es noch wissen. Einer grossen Gruppe von Tourprofessionals wurden abgeklebte Schlägersätze gegeben. Man konnte weder Marke noch Typ erkennen. Die Hälfte war geschmiedet, die anderen waren Edelstahlguss. Die Spieler hatten nun die Aufgabe, geschmiedet und gegossen zu "erspielen" und einzusortieren. Ergebnis: niemand war dazu auch nur im Ansatz in der Lage.
Meine Erfahrung:
Ich habe auch noch niemanden erlebt, der geschmiedet von gegossen unterscheiden konnte. Vermischungen gibt es bei diesen Vergleichen auch, da es ja selten das gleiche Modell in beiden Varianten gibt. Demzufolge verfälschen unterschiedliche Kopfformen die subjektive Wahrnehmung. Am besten ist ein Vergleich bei den Blades möglich, da sich hier die Schnitte sehr ähneln. Karbonstähle neigen bei Randtreffern stark zum Prellen. Mit ein Grund für den schlechten Ruf. Unsere Blades aus Softstahl (gegossen) haben diese Eigenschaft nicht. Das butterweiche Gefühl bleibt deutlich länger erhalten, als dies bei den klassischen Blades der Fall ist.
Ich muss hier nicht die Karbonstähle schlecht reden, da ja auch wir zwei dieser Blades im Programm haben. Ich sehe es aber an den Verkaufszahlen und an den Feedbacks der Tester, dass die Karbonstähle nicht unproblematisch sind und dagegen die Softstähle selbst bei Mittelklasse-Spielern schnell in die nähere Auswahl gezogen werden.
Vor-/Nachteile geschmiedet vs. gegossen
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Vor-/Nachteile geschmiedet vs. gegossen
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René Descartes (1596 - 1650),
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Hallo Herr Moderator,
das hast du sehr schön erklärt und prima veranschaulicht.Man merkt das du ein sehr gutes Fachwissen hast und ich habe mir mit NullkommaNull Ahnung doch die richtigen Eisen bestellt. Ich habe lange zeit Forged gespielt und man kann nun wirklich keinen Unterchied feststellen.Danke auch für den Hinweis der Augenwischerei,sowas in der Art habe ich mir schon gedacht.
Es grüßt der Sepp
das hast du sehr schön erklärt und prima veranschaulicht.Man merkt das du ein sehr gutes Fachwissen hast und ich habe mir mit NullkommaNull Ahnung doch die richtigen Eisen bestellt. Ich habe lange zeit Forged gespielt und man kann nun wirklich keinen Unterchied feststellen.Danke auch für den Hinweis der Augenwischerei,sowas in der Art habe ich mir schon gedacht.
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Moderato, danke für deinen Beitrag!
Warum wird immer von heute und Asien gesprochen?
Was ist mit den geschmiedeten Eisen die noch echt geschmiedet waren? Es wird von 3fach 4fach und 5fach geschmiedet gesprochen. Was bedeutet das?
John Letters, die älteste Kopfschmiede Schottlands kann ich nicht mehr fragen ...
und bei welchen MArken findet man solche Köpfe? Wie "alt" müssen die sein?
LG
Prof.
Warum wird immer von heute und Asien gesprochen?
Was ist mit den geschmiedeten Eisen die noch echt geschmiedet waren? Es wird von 3fach 4fach und 5fach geschmiedet gesprochen. Was bedeutet das?
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soviel ich weiß, werden durch häufigeres schmieden die Lufteinlässe immer weniger.Was aber wiederum in keinster Art und Weise spürbar ist.
Also wieder Marketing hoch 10 ohne Nutzen.
Grüssle vom Sepp---es wird Frühling
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Darf ich nochmal Besserwisser sein?
Die Lufteinschlüsse sind sog. Lunker. Diese gibt es beim Schmiederohling eigentlich nicht. Also gibt es beim Schmieden auch nicht die Notwendigkeit, diese herauszutreiben.
Lunker sind ein Giessereiproblem, welches aber mehrheitlich den Sandguss betrifft ... zum Beispiel beim Glockengiessen.
Schlägerköpfe werden als Feinguss produziert, so wie auch anspruchsvolle Motorenteile. Qualität, Masshaltigkeit und Oberfläche sind hier sehr hochwertig. Lunkerproblem gering, da die Wandstärken nicht so gross sind und die Technik sehr weit fortgeschritten ist.
Lunker entstehen durch das Zusammenziehen des Materials beim Abkühlen (Schrumpfung). Kühlt die Aussenhülle schnell ab, schrumpft der Kern erst danach und es kann zu Lunkern und/oder Einfallstellen kommen. Glockengiesser lassen deshalb ihre Werke über mehrere Wochen abkühlen.
Die Lufteinschlüsse sind sog. Lunker. Diese gibt es beim Schmiederohling eigentlich nicht. Also gibt es beim Schmieden auch nicht die Notwendigkeit, diese herauszutreiben.
Lunker sind ein Giessereiproblem, welches aber mehrheitlich den Sandguss betrifft ... zum Beispiel beim Glockengiessen.
Schlägerköpfe werden als Feinguss produziert, so wie auch anspruchsvolle Motorenteile. Qualität, Masshaltigkeit und Oberfläche sind hier sehr hochwertig. Lunkerproblem gering, da die Wandstärken nicht so gross sind und die Technik sehr weit fortgeschritten ist.
Lunker entstehen durch das Zusammenziehen des Materials beim Abkühlen (Schrumpfung). Kühlt die Aussenhülle schnell ab, schrumpft der Kern erst danach und es kann zu Lunkern und/oder Einfallstellen kommen. Glockengiesser lassen deshalb ihre Werke über mehrere Wochen abkühlen.
"Der Zweifel ist der Weisheit Anfang."
René Descartes (1596 - 1650),
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Klar darft du das.Bist ja auch der Fachmann.Darf ich nochmal Besserwisser sein?
Man sollte einfach nichts niederschreiben was man mal gehört hat und nicht weiß.
Aber wieder was dazugelernt.Dankeschön.
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Wollte Dich nicht übergehen. War nur gearde auf Rezeptsuche für Grillhähnchen, da die beste aller Ehefrauen momentan krank ist, man Magen dies aber nicht akzeptiert.moderator, wärst du so nett auch meine Frage zu beantworten?
Ich bin einfach mal von dem ausgegangen, was im Pro-Shop erhältlich ist. Der Markt für "alte Eisen" ist noch unterentwickelt. Die meisten setzen "neu" mit "besser" gleich, was aber sicher nicht der Fall ist. Prinzipiell gilt das gesagte jedoch auch für ältere Modelle.Warum wird immer von heute und Asien gesprochen?
Mit "echt" meinst Du die deutsche Definition? Da muss man in der Zeit ganz schön weit zurück gehen. Diese sind dann "handforged", meist zu leicht für moderne Bälle und fast ohne Sohlenbreite, also ziemlich schwer zu spielen. Rough spielt so einen Satz.Was ist mit den geschmiedeten Eisen, die noch echt geschmiedet waren?
Inwieweit vor allem kleinere Hersteller die Handwerksehre bis in die Neuzeit gerettet haben, entzieht sich meiner Kenntnis. In der wenigen Fachliteratur sind diese Fakts nicht notiert.
Der Schmiedeprozess wird mehrfach durchgeführt. Ziel ist eine höhere Verdichtung des Materials, was mit "einem Hammerschlag" nicht möglich ist.Es wird von 3fach 4fach und 5fach geschmiedet gesprochen. Was bedeutet das?
Kann ich nicht beantworten, zumal auch bei richtig geschmiedeten Schlägerköpfen nicht ganz saubere Tricks angewandt wurden.... und bei welchen Marken findet man solche Köpfe? Wie "alt" müssen die sein?
Das Hosel ist z.B. eine ganz schwierige Partie beim Schmieden. Zum einen der Übergang, zum anderen die Rundheit und vor allem das Loch für den Schaft (gleichmässige Wandstärke).
"Findige" Schmiede haben deshalb nur den eigentlichen Kopf geschmiedet und als Hosel einfach ein Röhrchen angeschweisst. Diese "Narbe" ist ziemlich krass und führt den Schmiedegedanken ad absurdum. Gerade wo das Schmieden einen Vorteil hätte (Schmalstelle), kommt es nicht zum Tragen.
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