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70 = 120

Posted: 10.06.2010, 21:03
by Moderator
Was mathematisch völlig falsch ist, kann man beim Golfschwung nicht oft genug predigen: niemals volle Leistung zuschlagen.

Der Besuch eines Golfers, der dies nicht glauben wollte, ist Auslöser dieses Fadens. Sportlicher Spieler, gut gelenkig, gut trainiert. Zieht schnell und weit auf und schlägt voll zu. Sieht wirklich imposant aus und man hat Angst um Ball, Schläger und ihn.

Umso ernüchternder sind die Schlagweiten, E7 etwa 130 m carry ... allein optisch und akustisch passen Bewegung, Schlaggeräusch und Ergebnis nicht zusammen. Die immense Streuung hat ihn zu mir gebracht. Hier hilft aber Fitting nur wenig, sondern nur Einsicht:

Schlägt man volles Tempo, leidet nicht nur die Treffgenauigkeit, sondern auch die Koordination der Startsequenz sowie die Lockerheit der Handgelenke. Alles ist angespannt und der Schläger reduziert sich auf Muskelschnelligkeit.

Statt einem sukzessiven Bewegungsablauf werden alle Muskelgruppen gleichzeitig gewuchtet. In Zahlen sieht dies bei mir so aus:

Holz 7 kräftig geschlagen: SKG 90-95 mph
Holz 7 locker mit 80% geschwungen: SKG 100-105 mph
Holz 7 noch lockerer geschlagen (70%): SKG 110-115 mph

Messung mit Swing Speed Radar im Käfig und am Platz. Die unterschiedlichen Schlagweiten bestätigen die Messung. Wobei mich die Unterschiede doch sehr überrascht haben.

70% erleichtern den Bewegungsablauf und machen ihn konstanter. Der Griffdruck kann noch gesteuert werden und die Handgelenke sind locker. Dadurch wird der Schläger spät entwinkelt und kann frei beschleunigen.

Das ganze gilt vor allem für die längeren Eisen und natürlich für alle Hölzer. Oft ist hier ein unerklärlicher Schwungfehler, der plötzlich auftritt, begründet: man will immer mehr (weiter) und schlägt etwas aggressiver zu. Wenn es dann nicht klappt, wird leider der nächste Schlag mit noch mehr Power versehen ... bis gar nichts mehr geht.

Wie man es richtig macht, kann man im Film "Tin-Cup" bei Kevin Costner beobachten, die Szene, wo er über den See kommen möchte. Wunderbar.

Mike

Ergänzen möchte ich noch, dass "70%" nicht bedeutet, lasch zu schlagen (was man dann oft sieht). Es ist der gleiche konzentrierte, sauber geführte Schwung, nur eben mit 3/4 Gas.

Posted: 10.06.2010, 22:49
by Lob 64
Wenn das bei Garcia 70% mit dem Driver sind , na dann Mahlzeit !!

Das Timing mit " 70% " ist aber nicht so einfach , ich würde sowieso
sagen min. 80%, aber egal hauptsache etwas zurück nehmen . Man
kommt dann aber leicht ins "LUSCHEN " dann werden die Schläge unsauber , oder man wird zu langsam und schon ist der Drive bei einer
länge vom E7 .
Das Tempo dann wieder zu steigern, ist auch nicht ohne .
Egal wieviel % Hauptsache " versuchen clean zu treffen " .
Gruß Helmut

PS: wie ich momentan spiele , dürfte ich nichts mehr schreiben.

Tin Cup & weniger ist meist mehr

Posted: 11.06.2010, 08:42
by Ulf
Guten Morgen Mike,
Wie man es richtig macht, kann man im Film "Tin-Cup" bei Kevin Costner beobachten, die Szene, wo er über den See kommen möchte. Wunderbar.
Den Zusammenhang Tin Cup mit 70 % habe ich nicht so ganz verstanden, es ist aber auf jeden Fall eine sehenswerte Szene. Es erinnerte mich an mein letztes Turnier, bei der mein Flight-Partner drei Bälle mit dem Driver in einen 20 m Radius ins Rough pullte. Als er gerade den vierten holen wollte, fragte ich ihn, ob wir nicht mal suchen gehen wollen, was wir dann auch taten. Ich musste wieder an Albert Einsteins Definition von Wahnsinn denken.

Auch wenn Tin Cup so oder so Unsterblichkeit durch sein Verhalten erlangt hat, wird dies für einen Amateur in einem Turnier nicht der Lohn sein. Mein Tipp: Lasst den Quatsch!

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Ich konnte bei mir dasselbe entdecken (70% nicht den Wahnsinn, den auch aber anders). Es beginnt bereits beim Wegnehmen. Wenn ich sehr sehr langsam wegnehme, wird der gesamte Schwung ruhiger und das Ergebnis besser/weiter. Ähnlich ist der 3/4 Pitch, der genau so weit ist wie der Voll-Karacho Schwung mit dem Pitching Wedge.

Ich arbeite gerade am ultimativen Utility, dass dem Golfer, der diese Erkenntnis gemacht hat, auf der Runde helfen kann. Mehr wird nicht verraten.

Lieben Gruß
Euer Ulf

Posted: 11.06.2010, 10:11
by Moderator
Den Zusammenhang Tin Cup mit 70 % habe ich nicht so ganz verstanden
Wenn man Kevins Versuche vergleicht, meine zumindest ich, dass er im Schwung immer weicher wird um die Distanz zu schaffen. Der gemeine Amateur schlägt stattdessen immer kräftiger zu.

Tigerline ist Quatsch, aber "wer bremst, verliert" ist auch eine Einstellung, mit der ich prima Leben kann. Lieber 1x über den Teich als 10x sicher aussenrum ... ich spiele aber auch keine Turniere :wink:

Mike

Posted: 11.06.2010, 11:33
by Moderator
... kommt dann aber leicht ins "LUSCHEN " dann werden die Schläge unsauber , oder man wird zu langsam und schon ist der Drive bei einer
länge vom E7
Genau das ist die Gefahr: es wird lasch geschlagen. Korrekt ist der Muskeleinsatz sogar noch massiver, nur eben in der richtigen Reihenfolge und mit kontrollierbarem (nicht wissentlich kontrolliert) Tempo.

Wer einmal aufs Oktoberfest kommt, kann sich beim Nageln diese Erkenntnis aneignen. "Nageln" ist nichts unanständiges, sondern man muss mit möglichst wenig Hammerschlägen einen langen Nagel in einen Balken schlagen. Wer weniger Schläge benötigt, hat gewonnen. Ist also fast wie beim Golf.

Die unzähligen krummgeschlagenen Nägel sind von den "110%-zuschlagen-Kraftpaketen", die zweite Verlierergruppe bilden die Laschen und Vorsichtigen. Die Gewinner schlagen mit 70% der möglichen Kraft und treffen die Nägel damit auf den Kopf.

Wem die Abreise zu weit oder Bayern zu exotisch ist, der übt das ganze beim "Hau den Lukas". Gleiches Prinzip, gleiche Erkenntnis.

Mike

Posted: 11.06.2010, 15:02
by goyenecheroberto
OK das eine ist Hollywood, das andere aber: wo könnte ich 70 % bei mir "ablesen" ? Es fehlen die Parameter. Wir kennen das aus anderen Bereichen: "60 % Gewicht auf links " pp. Dan Shauger ist da u.U. genauer: er sagt "Gewicht links" oder überwiegend links. Die Möglichkeit vor lauter Zurückhaltung zu schwach, zu langsam zu schwingen und damit wenig SKG zu erreichen liegt auf der Hand. Moderator versteht aber bestimmt die Materie, wann hat er das Gefühl mit 70 % Einsatz zu schlagen? Danke im Voraus!

Posted: 11.06.2010, 15:13
by Greenjudge
Hier vielleicht ein Lösungsansatz: Nicklaus sagt zurück schwingen!
http://www.golfdigest.com/golf-instruct ... swing-slow

Posted: 11.06.2010, 15:49
by handicap
Das gleiche Prinzip wenn du auf nem Dach sitzt und die langen Zimmermannsnägel einschlägst. Das fetzt. wenn du 110 Prozent gibst, fällst du vom Dach ;)

Die 70 % erreichst du dann wenn du deinen Kopf frei hast automatisch. Ich habe das Gefühl das der Körper schon das richtige Schwunggefühl hat. Rhytmus, Timing etc. ist alles da nur blockiert durch zuviel denken.

Wenn du auf der DR die ersten Schläge machst von denen du glaubst das du Vollgas gibst, machst du max. 70 %.

Erstaunlicherweise hält das nicht lange.

Gestern auch im Turnier, in meinen Augen defensiv gespielt, also max. 70 % der Power angewendet. Ergebnis, gerade Drives Mitte Fairway statt roughtauchen wie meine Mitspieler.
Adamovicz hat auf ner DVD einen Drill, nämlich in Zeitlupe schlagen und dann immer shcneller werden. Ist höllisch schwer am Anfang aber es zeigt wie sehr wir powerverhaftet sind.

Posted: 11.06.2010, 19:33
by Lob 64
ich spiele aber auch keine Turniere
Wo ist das Problem , der Einsatz ist ein Ball ( V1=1Euro(kan Dir auch verraten WO)) oder willst Du wirklich
die Mütze von der Rohrreinigungsfirma haben die das Turnier sponsert.
Gruß Helmut

PS: Bei meinen Turnieren geht es leider nie um 6stellige Summen oder nur um Autos , dann mü8te man die Strategie überdenken.

und mal gerechnet

Posted: 11.06.2010, 20:14
by aPerfectSwing
Moin, moin,

hier die 3 Varianten mal mit Software gerechnet.
Insgesamt sehr wenig Roll durch den hohen Landewinkel. Weiten natürlich top! Das machen viele nicht mit einem Driver.

Launch Angle: 22 Grad
Spin: 3000 rpm

SKG 90 mph / Ball 130 mph: Carry 187,5m ; Carry+Roll 191,7m
SKG 100 mph / Ball 145 mph: Carry 211,1m ; Carry+Roll 213,1m
SKG 110 mph / Ball 160 mph: Carry 232,5m ; Carry+Roll 232,9m

Also locker bleiben und den Schwung fliessen lassen.

Martin

Posted: 11.06.2010, 20:33
by Lob 64
Wo sind meine Werte:?
SKG 60 mph
Gruß Helmut :D

nur für Dich!!!

Posted: 11.06.2010, 20:53
by aPerfectSwing
Hi Helmut,

SKG 60mph / Ball 87 mph: Carry 107,6m ; Carry+Roll 119,6m
SKG 70mph / Ball 101mph: Carry 135,2m ; Carry+Roll 143,5m

Du untertreibst aber mal wieder :D

Gruß
Martin

Posted: 11.06.2010, 21:41
by Lob 64
Ne , ne haben bei mir mal gemessen E7 = 76m/ph .
E3 ca 140m - 150m carry kommmt schon hin.
Ich kenne den Spruch schon , da ist meine Mutter länger .
Danke Gruß Helmut
PS: Kannst Du das rückwärts rechnen .GW = 80m ?

Re: und mal gerechnet

Posted: 11.06.2010, 21:46
by Moderator
SKG 90 mph / Ball 130 mph: Carry 187,5m ; Carry+Roll 191,7m
SKG 100 mph / Ball 145 mph: Carry 211,1m ; Carry+Roll 213,1m
SKG 110 mph / Ball 160 mph: Carry 232,5m ; Carry+Roll 232,9m
Deckt sich ziemlich mit der Realität (Längenkontrolle anhand der Platzmarkierungen):
Holz 7 kräftig geschlagen: 180 m
Holz 7 locker mit 80% geschwungen: 200 m
Holz 7 noch lockerer geschlagen (70%): 225 m

Mike

Posted: 11.06.2010, 22:10
by Lob 64
Da wird mir schwindelig bei den Weiten , dafür brauch ich 2 Schläge !
Gruß Helmut

GapWedge

Posted: 11.06.2010, 22:20
by aPerfectSwing
Hi Helmut,

auf 80m komme ich mit folgenden Daten:

SKG 60mph Ball 87mph, LaunchWinkel: 52 Grad, Spin 3000, Carry 79,5m

Wenn Du E7 76mph hast, dann gehe ich mit Holz 7 mal vom 80mph SKG aus.
Dann wären das 165,1m Carry und 171,2m mit Roll.

Das sind doch gute Weiten. Wollte Dir sonst nicht zu nahe treten!

Gruß
Martin

Posted: 12.06.2010, 00:37
by Lob 64
Wollte Dir sonst nicht zu nahe treten!
Alles OK mir fehlen 50m bei den Eisen und 100 m beim Driever , mache mich deshalb nicht mehr verrückt , muß ich eben im kurzen spiel wieder
gut machen .
Gruß Helmut
:D

Posted: 12.06.2010, 01:14
by Bunkerdude
70% Übung:

so fühlt man es ganz schnell!

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Bunkerdude Nick

Posted: 15.06.2010, 20:08
by auer-power
70% misst man ja nicht während des Schwunges, das ist eher relativ. Je länger man eine Sportart macht, um so genauer kann man seinen Prozentsatz Kraftanteil einschätzen. Würde man die Kraft dann nachmessen in Form von Nm kämen die "gefühlten" Anteile von Mike ziemlich genau auf die gemessenen Werte. Ausserdem gibt es ja die SKG. Irgendwo liegt diese bei jedem bei einem Max. Dann nehme ich "Kraft" raus und gehe auf gefühlte 70 oder 80%, was sich wiederum messen lässt.
Kann dieses Phänomen übrigens nur bestätigen, da ich selbst dazu tendiere den Griff abzuquetschen, dabei passiert der erste Fehler: Keine Kontrolle in den Handgelenken, kein "peitschen" beim Impact, keine Chance. Der Ball wird 100% ein Slice oder zumindest die Tendenz nach rechts. Dann kommt noch die Kraft aus dem Oberkörperbeschleunigung dazu und Fazit: Mörderslice und keine Länge.

Grüsse

auer-power

Boris