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Projekt Hickory - Restauration antiker Golfschläger

Posted: 26.08.2014, 17:29
by HiNils
Hallo Foristen!

Vor einigen Wochen habe ich ja angekündigt, den Restaurationsprozess antiker Hickory-Clubs zu dokumentieren und hier einzustellen.

Jetzt ist es soweit; die Schläger, die mir Mike akribisch ausgesucht und zusammengestellt hat, sind da und ich habe Zeit, mich dem Projekt zu widmen!

Zum Einstimmen hier ein paar Bilder der noch unrestaurierten Schläger:

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Die Griffe gehören zu folgenden Schlägern (von Oben):
1.: Holz (Brassie?)
2.: kurzes Eisen / Wedge (Niblik?)
3.: mittleres Eisen (Mashie?)
4.: langes Eisen (Cleek?)
5.: Putter

Die Eise sind allesamt handgeschmiedet und rostend (Danke Mike!); der Putter sieht vom Allgemeinzustand am Besten aus. Mit ihm habe ich angefangen:

Den (Flug-) Rost mit einer Messing-Drahtbürste vorsichtig entfernt und mit Ballistol-Öl eingesprüht und das Öl etwas einwirken lassen. Abgewischt und mit 600er Nass/Trocken Schleifpapier den Rost (und nur den Rost) abgeschmirgelt. Anschließend wieder mit Ballisol (ich liebe dieses Zeug...) eingerieben.

Sieht jetzt so aus:

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Als nächstes wollte ich mich um den Griff kümmern

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Anregungen, Fragen, Kritik und Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Back to the roots!

Bis denne

Nils

@Mike: welches Baujahr haben die Schläger in etwa?

Posted: 27.08.2014, 08:35
by Moderator
Schöne Arbeit, ich finde es immer klasse, wenn die Patina erhalten bleibt.

Baujahr kann ich leider nicht sagen, ausser um die Jahrhundertwende.

Mike

Posted: 27.08.2014, 13:31
by HiNils
Habe jetzt den Griff gemacht. Alten Ledergriff abgewickelt und die Nägel, mit denen das Lederband am Anfang und Ende der Wickelung befestigt war, entfernt. Leider habe ich versäumt, hier ein Foto zu machen, war jedoch recht unspektakulär- das unbehandelte Holz war angefärbt vom roten Leder; kein Unterbau o. ä. vorhanden.

Da das Leder direkt auf dem Holz gewickelt sich ziemlich dünn anfühlt, habe ich aus mehreren Lagen Gewebeklebeband in 3 Stufen einen Unterbau gewickelt:

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darauf kommt Montage-Klebeband um die Haftung zu erhöhen

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Dann wird das Lederband (bei Mike im Shop erhältlich. Hier: http://www.marken-golf.de/golfshop/shop ... -1906.html) mit einem kleinen Nagel am Griffende angeheftet (solche winzigen Nägel sind schwer erhältlich; ich habe mir mit einer Reißzwecke beholfen, die ich mit einem Seitenschneider bearbeitet habe. Nicht original, aber das ist der Unterbau ja auch nicht. Außerdem hatte ich keine Lust sämtliche Schuster und Baumärkte abzuklappern...)

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Jetzt das Lederband wickeln. Wie das geht, hat Gregor schon einmal gezeigt, und zwar hier: http://www.golfhaus.de/forum/ftopic1827.html
Den Abschluss provisorisch mit Klebeband fixiert:

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Jetzt den Fadenabschluss wickeln:

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Eine Anleitung zum Wickeln habe ich in einem anderen Threat beschrieben: http://www.golfhaus.de/forum/ftopic1854.html

So sieht der Putter jetzt im Ganzen aus:

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Als nächstes kommt das lange Eisen dran!

Bis denne

Nils

Posted: 27.08.2014, 17:00
by ulim
Sieht richtig klasse aus. Darf man damit auch spielen oder sind die nur für die Vitrine?

Ulrich

Posted: 27.08.2014, 17:51
by HiNils
Die sind schon zum spielen gedacht! Die Schäfte sind gerade, die Verbindung Kopf/Schaft ist fest und die Griffe passe ich an meine Griffstärke an. Spricht also nichts dagegen! Das spielen an sich wird wohl etwas anspruchsvoller sein... "Fehlerverzeihend" gabs damals noch nicht :wink:

Den Putter habe ich schon getestet: ganz schön schwierig damit zu zielen und zu dosieren- da sind moderne Schläger doch wesentlich einfacher zu spielen!

Bin gerade dabei das "lange" Eisen abzuschmirgeln- ist ein Mid-Iron (so stehts auf dem Kopf)! Bilder folgen!

Nils

Posted: 28.08.2014, 08:57
by slick-golfer
Hallo Nils,

sieht toll aus, was du da machst. Zum Anschauen alleine fast zu schade, mit solchen Schätzen muss man auch mal dosiert spielen. Gehe selber auch mal mit einem alten Putter oder einem alten Eisen los; auch wenn sie meistens ruhen dürfen wie im Bild.

Hier mal ein Foto auch vom Griffende –vielleicht auch eine Idee für Dich. Das Griffende ist auch gewickelt – fühlt sich auch ziemlich gut an.

Viele Grüße
Till
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Posted: 29.08.2014, 09:34
by Moderator
Sepp hat auch eben ein Set restauriert:

Die Basis sieht fast immer so aus:
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Die Köpfe polieren wir an einer Sisalscheibe, anschliessend Hartwachs:
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Reizvoll finde ich immer die vielen unterschiedlichen Grooves:
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Griffe klarerweise in Leder:
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Am Ende ein schönes Set zum Spielen:
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Meine eigenen Hickories sind entweder am Golfplatz oder dekorativ im Wohnzimmer.

Mike

Posted: 29.08.2014, 13:08
by HiNils
Wow, die sehen ja aus wie neu!

Mit persönlich fast ein wenig zu glänzend- ich mag die Patina lieber, so dass man den Schlägern ihr Alter noch ansieht. Darüber hinaus wollte ich auch keine Maschinen beim Restaurieren verwenden (habe ich auch nicht...), sondern so wenig invasiv wie möglich arbeiten! Nach dem Motto: so viel wie nötig, so wenig wie möglich!

Hast du bei den Griffen einen Unterbau angebracht, oder das Leder direkt auf das Holz gewickelt? Ist am Griffende eine Aufpresshülse, bzw. Schrumpfschlauch drauf, oder was hast Du da gemacht?

Nils

Posted: 29.08.2014, 14:46
by Moderator
Hallo Nils,

ich bin auch für die sanfte Restauration mit maximalem Erhalt der Patina. Sepp (unser Waffenschmied) macht es lieber so wie oben dargestellt. Ich schreibe hier nichts vor, nur muss alles mit Hirn und Liebe geschehen. So kommt immer ein Endresultat heraus, das Seele hat.

Ja, der Abschluß ist in diesem Fall ein Schrumpfschlauch. Ist sehr haltbar und schlicht. Jetzt kann man natürlich streiten, wie echt "echt" sein muss, aber ich denke, hätte es 1890 schon Schrumpfschläuche gegeben, wären die damals auch verwendet worden.

Mike

Posted: 29.08.2014, 15:34
by HiNils
Hallo Mike!

Zitat: "...hätte es 1890 schon Schrumpfschläuche gegeben, wären die damals auch verwendet worden."

Sehr gutes Argument; eben das Beste zur Verfügung stehende verwenden!

Und, hast Du einen Unterbau verwendet?

Ich schleife mir gerade einen Wolf beim Wedge... ziemlich rostig das Ganze- bin kurz davor, den Dremel 'rauszuholen.... :wink:

Nils

Posted: 30.08.2014, 09:37
by Moderator
.... wir machen in der Regel keinen Unterbau, so auch in diesem Fall nicht. Ich finde es hinsichtlich der Dicke ausreichend und man wird zu einem Fingergriff gezwungen, was den Schläger(schaft) beim Golfschlag deutlich entlasted.

Mike

Posted: 30.08.2014, 17:43
by HiNils
So, dass Schleifen hat ein Ende (ohne Dremel mit viel Ellenbogenschmalz)! War ein ganz schönes Stück Arbeit...

Hier ein paar vorher/nachher-Bilder:

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Patina ja, Rost nein!

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Das Wedge hier hat mich am meisten Zeit und Arbeit gekostet, so verrostet wie es war. Ist aber auch, wie ich finde, am schönsten geworden!

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so wollte ich es nicht lassen (nach 2 Stunden Arbeit):

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...nach insgesamt 5 Stunden Schleifarbeit:

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Na sowas, Grooveless! :D

Jetzt muss ich "nur" noch die Griffe machen. Apropos Unterbau: einige der Eisen haben eine Stoffwickelung unter dem Leder, das Mid-Iron sogar einen modern anmutendes "birnenförmiges" Griffende! Mal sehen, ob ich das kopieren kann! Hier ein Detailfoto:

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Alles in allem macht der Griff noch einen guten Eindruck; vielleicht lasse ich ihn auch drauf und behandle ihn mit Öl und Griffwachs, mal sehen:

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Was das Holz (der Schläger, nicht der Schaft) angeht, weiß ich noch nicht genau, wie ich da vorgehen soll! Anschleifen kommt nicht in Frage, da ich die Oberfläche nicht beschädigen will! Mein Plan bis jetzt ist, den Schlägerkopf und -Schaft ordentlich mit Ballistol (schon wieder...) einzusprühen und es einwirken zu lassen, um dann mit einer Wurzelbürste / Zahnbürste das Ding zu säubern und dann, mal sehen! Die Grundplatte wollte ich auch nicht abschrauben, da bei meinem Glück die Schrauben abbrechen oder ich die Schlitze abnudele und mir ein Auge aussteche, oder was weiß ich...

Vorschläge? Hat jemand Erfahrungen damit (nein, nicht das mit dem Auge...)?

Nils

Posted: 30.08.2014, 18:14
by Moderator
Mein Tipp:

Das Holz am besten mit einem Streifen Leinen und Hartwachs aufpolieren, Technik wie die Schuhputzer in den Schwarz-Weiss-Filmen.

Die Metallsohle und auch die Schlagfläche mit grober Stahlwolle, dann mit feiner fast blank machen, Messing ggf. noch weiter polieren.

Schaft auch mit Hartwachs und Leinen behandeln.

Danach erst die Hoselwicklung machen.

Lose Schrauben vorher ersetzen, es gibt blanke Senkkopf mit Schlitz, oft auch im Baumarkt. Wachst man die mit und/oder altert sie vorher in Säure, sieht man keinen Unterschied zum Original.

Mike

Posted: 30.08.2014, 18:44
by HiNils
Danke für den Tipp! Dann mache ich mal den shoeshine boy (...he's got the dirtiest job in town...)! :wink:

Das mit der Säure macht man übrigens auch gerne bei Gitarren-Hardware! Nennt sich dann "aging"... Vintage rules!

Nils

Posted: 09.09.2014, 19:59
by Moderator
Ist zwar kein Golfschläger, aber aus der Zeit der Hickories:

Mein neues Nachtlicht aus einem Petroleum-Brenner (Upcycling)

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Wird sich demnächst tagsüber per Solar aufladen und mir dann jede Nacht den Weg weisen.

Mike