Postby Moderator » 23.05.2009, 16:26
Thomas Zacharias
VOM LERNEN UND LEHREN
Kein Mensch kann lehren, was er nicht selbst hat lernen müssen. Man kann niemanden auf Wegen führen, die man selbst nie hat gehen müssen. Nur weil ich Bergführer im Himalaya war, kann ich nicht von heut auf morgen Touristenführer in Wien werden.
Und so kann auch ein Golflehrer niemandem das Richtige Schlagen beibringen, weil er es eben selbst nie gelernt hat, sondern von Anfang an konnte. Sonst wäre er ja nie so ein guter Golfer geworden, denn es gab ja noch keinen Golflehrer, der es ihm hätte beibringen können.
Ein Golflehrer hat gelernt, die einzelnen Segmente seines Körpers besser einzusetzen und zu koordinieren und seinen Ballflug genauer und zuverlässiger zu steuern. Und er hat gelernt, wie man auf dem Platz die schwierigsten Situationen meistert. Ohne dies hätte er die Spielstärke nicht erreicht, die man vorweisen muss, um Profi zu werden.
Und genau dies glaubt er nun, seinen Schülern beibringen zu müssen und zu können. Diese sind aber zu 90% nicht so begabt wie er und schlagen von Natur aus falsch. Deshalb müssen sie das was er dank Talent schon immer richtig macht und folglich nicht lernen musste, erst einmal beigebrachte bekommen. Kurz:
Das was ein Golflehrer lehren kann, nützt dem Laien fast gar nichts, weil dieser zunächst etwas ganz anderes lernen muss. Und bei dem voreiligen Versuch, Golfbälle zu treffen und seine Platzreife zu ergattern, lernt er es garantiert nicht. Und diese Sicht ist dem Profi vollkommen unzugänglich, solange sie ihm nicht von kompetenter Stelle eröffnet wird.
Wer aber hat diese Kompetenz? Natürlich zu nächst nur solche Golfer, die von Natur aus falsch schlagen, und dann das Richtige Schlagen entdeckt und erlernt haben. Psychopathen werden Psychotherapeuten, Alkoholiker gründen Selbsthilfegruppen. Raucher lernen und lehren dann, wie man ein Raucher wird der nicht raucht. Und ich kann lehren wie man richtig schlägt, weil ich selbst ein Hacker und Schwinger bin, der nicht mehr schwingt und hackt. (Das hat übrigens mit der Unterscheidung von Swinger und Hitter auf Profiniveau nichts zu tun.)
Um so weit zu kommen, musste ich die Schmerzen und Frustrationen erleiden, ein Antigolfer zu sein, und das biomechanische Prinzip des Schlagens verstehen. Und dann musste ich all meine Geduld und Konzentration zusammenreißen, um mir das richtige Schlagen selbst beizubringen, also meine Sucht zu schwingen und zu hacken zu überwinden und das entsprechend fehlerhafte Verhalten mit dem richtigen Vorgehen überlagern.
Diese Notwendigkeit bleibt als unterschwellige Not bestehen, welche in jedem Moment der Unachtsamkeit als katastrophale Fehlerquelle durchbrechen kann. Und ohne theoretische Überzeugtheit und strenge Selbstdisziplin droht nach wenigen Tagen leicht der totale Rückfall.
Dank dieser Rückfälle ist es mir seit Jahren vergönnt, den Lernweg vom armen Stümper zum heiteren Golfer nicht 10 sondern 100mal zu durchlaufen. Ja fast täglich melden sich die Dämonen meiner ungünstigen Veranlagung, sobald ich gedankenlos Bälle schlage, weil ich mal wieder dem Irrtum erliege, „gestern konnt’ich’s – also auch heute!“
Dann bewähren sich meine theoretischen Erkenntnisse und die praktischen Erfahrungen mit ihr ein ums andere Mal aufs Neue. Und in wenigen Schritten finde ich aus dem Labyrinth der Fehlerketten heraus und am Chaos der Lehrmeinungen vorbei wieder da hin zurück: Zu schönen, mühelosen, hohen, langen und geraden Schlägen.
Ich verstehe also, warum Golflehrer diesen Weg nicht kennen. Aber ich kann sie nicht in Schutz nehmen gegen den Vorwurf, sie versuchten, ja behaupteten, Kundenbedürfnisse zu erfüllen, obwohl sie diese überhaupt nicht richtig kennen. Mein Angebot, ihnen aus dieser Misere zu helfen steht. Aber ich versteh auch wie schwer es fällt, einem Laien Recht zu geben, und welche Größe es erfordert, sich von ihm belehren zu lassen.
Im Juli in Kitzbühel halte ich einen Video-Demo-Vortrag für Amateure. Die beste Gelegenheit für Profis zu erfahren, was ihre Kundschaft meiner Meinung nach als Erstes und Wesentliches lernen muss. Jetzt schon: Herzlich willkommen.
"Der Zweifel ist der Weisheit Anfang."
René Descartes (1596 - 1650),
Philosoph und Mathematiker
https://www.marken-golf.de
Unterwössen im Chiemgau