Posted: 18.01.2011, 13:48
„Hinter Perfektionismusstreben verbirgt sich ein schlechtes Selbstwertgefühl“
Denn das Beste zu geben, das reicht Perfektionisten in ihrem Windmühlenkampf nicht. Stefanie Stahl stellt den 120-Prozentigen ein schlechtes Zeugnis aus und warnt vor den pathologischen Eigenschaften, hohe Standards zu verfolgen, eisern Fehler zu vermeiden, risikoaversiv und kontrollsüchtig zu sein. „Hinter Perfektionismusstreben verbirgt sich ein schlechtes Selbstwertgefühl und der Versuch, sich unangreifbar zu machen. Diese Menschen leben oft in der diffusen Angst, Fehler zu machen. Eine Sache perfekt zu machen gibt ihnen Sicherheit.“
Stahl klammert hierbei diejenigen aus, die „nicht überall glänzen möchten“, sondern aus Leidenschaft auf einem Gebiet Höchstleistungen erstreben, sei es in der Musik oder beim Sport. Vielmehr gehe es um jene, die in allen Rollen perfekt sein möchten, „sie rennen wie der Esel hinter der Mohrrübe immer den eigenen Ansprüchen hinterher und sind damit zwangsläufig frustriert“. Der Beste zu sein beschere zwar ein Überlegenheitsgefühl, aber auch Unfreiheit. „Diese Menschen denken oft in Kategorien, besser-schlechter, schöner-hässlicher, sie vergleichen viel und machen sich damit unglücklich.“
Im Extremfall, so hat die Gutachterin in der Arbeitswelt beobachtet, „sind das Korinthenkacker ohne Flexibilität, die sich aus Angst vor Vorgesetzten bis zur Unmenschlichkeit an Vorschriften klammern, damit ihnen kein Fehler nachgewiesen werden kann.“ Woher rührt dieses verkrampfte Streben? Stefanie Stahl sieht eine genetische Disposition, aber auch einen schlechten Erziehungsstil, wenn nämlich die elterliche Zuneigung an Bedingungen geknüpft ist und die Botschaft vermittelt: So wie du bist, bist du nicht okay. Geliebt wirst du nur für die 1 in Mathe.
„Viele erkennen nicht, was sie antreibt“
Wie entkommt man der Perfektionismusfalle? „Viele erkennen nicht, was sie antreibt. Sie sollten sich die Ursachen klar machen. Dann gilt, Gefahr erkannt ist fast Gefahr gebannt. Reflektieren ist einer der wichtigsten Schritte, sich von dem Problem zu befreien und seine Werte zu verschieben. Konkret: statt bis 20 Uhr im Büro zu sitzen, nach Hause gehen und mit den Kindern spielen“, rät Stahl.
Zurück in Unterhaching. Während Madame Perfekt ihr Büro ansteuert, hetzt Frau H. mit Sohn und ebenso wildem Strubbelhund an. So gerade eben erwischt die Alleinerziehende noch die offene Kindergartentür. Frau H. ist Buchhalterin, gilt dort als sehr genau, was man über ihren gemütlich-schlampigen Haushalt nicht sagen kann. Staubflockendiskussionen lacht sie weg. „Schon meine Hebamme hat gesagt: ,Entweder Sie haben eine saubere Küche oder einen zufriedenen Säugling.‘“ Frau H. wirkt unaufgeräumt, unperfekt und ziemlich glücklich. Zum Kinder-Yoga, wie Fiona, ist ihr Sohn nicht angemeldet.
von faz.net:
80 Prozent reichen auch
http://www.faz.net/s/RubC43EEA6BF57E4A0 ... ntent.html
Denn das Beste zu geben, das reicht Perfektionisten in ihrem Windmühlenkampf nicht. Stefanie Stahl stellt den 120-Prozentigen ein schlechtes Zeugnis aus und warnt vor den pathologischen Eigenschaften, hohe Standards zu verfolgen, eisern Fehler zu vermeiden, risikoaversiv und kontrollsüchtig zu sein. „Hinter Perfektionismusstreben verbirgt sich ein schlechtes Selbstwertgefühl und der Versuch, sich unangreifbar zu machen. Diese Menschen leben oft in der diffusen Angst, Fehler zu machen. Eine Sache perfekt zu machen gibt ihnen Sicherheit.“
Stahl klammert hierbei diejenigen aus, die „nicht überall glänzen möchten“, sondern aus Leidenschaft auf einem Gebiet Höchstleistungen erstreben, sei es in der Musik oder beim Sport. Vielmehr gehe es um jene, die in allen Rollen perfekt sein möchten, „sie rennen wie der Esel hinter der Mohrrübe immer den eigenen Ansprüchen hinterher und sind damit zwangsläufig frustriert“. Der Beste zu sein beschere zwar ein Überlegenheitsgefühl, aber auch Unfreiheit. „Diese Menschen denken oft in Kategorien, besser-schlechter, schöner-hässlicher, sie vergleichen viel und machen sich damit unglücklich.“
Im Extremfall, so hat die Gutachterin in der Arbeitswelt beobachtet, „sind das Korinthenkacker ohne Flexibilität, die sich aus Angst vor Vorgesetzten bis zur Unmenschlichkeit an Vorschriften klammern, damit ihnen kein Fehler nachgewiesen werden kann.“ Woher rührt dieses verkrampfte Streben? Stefanie Stahl sieht eine genetische Disposition, aber auch einen schlechten Erziehungsstil, wenn nämlich die elterliche Zuneigung an Bedingungen geknüpft ist und die Botschaft vermittelt: So wie du bist, bist du nicht okay. Geliebt wirst du nur für die 1 in Mathe.
„Viele erkennen nicht, was sie antreibt“
Wie entkommt man der Perfektionismusfalle? „Viele erkennen nicht, was sie antreibt. Sie sollten sich die Ursachen klar machen. Dann gilt, Gefahr erkannt ist fast Gefahr gebannt. Reflektieren ist einer der wichtigsten Schritte, sich von dem Problem zu befreien und seine Werte zu verschieben. Konkret: statt bis 20 Uhr im Büro zu sitzen, nach Hause gehen und mit den Kindern spielen“, rät Stahl.
Zurück in Unterhaching. Während Madame Perfekt ihr Büro ansteuert, hetzt Frau H. mit Sohn und ebenso wildem Strubbelhund an. So gerade eben erwischt die Alleinerziehende noch die offene Kindergartentür. Frau H. ist Buchhalterin, gilt dort als sehr genau, was man über ihren gemütlich-schlampigen Haushalt nicht sagen kann. Staubflockendiskussionen lacht sie weg. „Schon meine Hebamme hat gesagt: ,Entweder Sie haben eine saubere Küche oder einen zufriedenen Säugling.‘“ Frau H. wirkt unaufgeräumt, unperfekt und ziemlich glücklich. Zum Kinder-Yoga, wie Fiona, ist ihr Sohn nicht angemeldet.
von faz.net:
80 Prozent reichen auch
http://www.faz.net/s/RubC43EEA6BF57E4A0 ... ntent.html