Liebe Foristen.
Ich verfolge mit Interesse Euren Austausch. Kann nur nicht direkt dran
teilnehmen, weil ich über alles immer zu lange nachdenken muss. Und
das ist auch gut so. Daher meine Statements über den Admin.
Ich beobachte 4 große Missverständnisse:
1. RS sagt keinesfalls, das linke Handgelenk müsse dorsal gebeugt
werden. Ganz im Gegenteil: Der Handrücken sollte plan bleiben. Wenn
das Gelenk allerdings zu steif dazu ist, und deshalb eine Dorsalbeugung
nötig wird, damit die Rechte zur vollen Beugung gelangen kann, dann
muss es im Durchschwung wieder auf plan gebracht werden.
Dies geschieht bei richtigem Verhalten der rechten Hand aber
automatisch, weil die beiden Hände zueinander ja unverrückbar sind.
2. Die sogenannte Unterarmrotation ist anatomisch eigentlich eine
Handflächenrotation im Handgelenk infolge einer Verwringung von Elle
und Speiche bei stabilem Oberarmknochen (Supination/Pronation).
Diese Bewegungen entsprechen genau dem Öffnen und Schließen des
Schlägerblattes, wie die meisten Kenner es heute nicht mehr sehen
wollen. Es entstehen dabei nur unnötige Freiheitsgrade, also
Fehlerquellen. Der Vorgang muss genau gesteuert werden, damit man
auch wirklich square an den Ball kommt. Und er ist überflüssig, da beim
normalen Führen des Schlägers linke Hand und Unterarm vollkommen
fixiert werden können und sollten. Die tatsächlich stattfindende Rotation
(Schraubbewegung) entsteht dagegen spontan beim Heben und Senken
des ganzen Armes aus der Schulter (Kugelgelenk) heraus. Das kann
jeder an sich selbst nachvollziehen.
3. RS ist nicht neu, sondern banal. Alle Könner machen es und viele
Gurus lehren es. Allerdings bisher ohne eine sensomotorische Methode.
Und nicht explizit, also weitgehend erfolglos. Sie versuchen sich an das
RS heranzumogeln, indem sie sagen: "Schlage nicht zu. Halte die
Rechte passiv, bringe die Hände vor den Ball, schiebe die Hände mit
dem rechten Ellbogen nach links." Und dabei meinen sie die gebeugten
Hände, also einen hinterherschleppenden Schaft.
Weil die Erfahrung der Könner eben die ist, dass die Handgelenke sich
"von alleine" strecken. Und das stimmt ja auch. Es funktioniert aber
nicht, wenn man schon vorher absichtlich streckt. Und das machen
praktisch alle Hobbyisten.
4. Wenn man sich entsprechend vornimmt, mit rechts zuzuschlagen (ob
spontan, unbewusst oder mutwillig), ist es immer zu früh! Und zu
langsam. Eine schnelle Streckung muss kurz vor dem Ball stattfinden,
sonst verpufft sie vor dem Impakt. RS ist also eine Frage des groben
Timings, besser gesagt der Koordination, also der Kopplung. Deshalb
habe ich nie gesagt, man solle mit Rechts zuschlagen. Im Gegenteil sage
ich: "Beuge richtig und am richtigen Ort, dann wird die Streckung von
alleine zu einem rasanten Schnappen. Und der Ball wird mit höchstem
Tempo getroffen."
Während nun die Könner fähig sind, den Winkel (dorsale Beugung der
Rechten) vom Umkehrpunkt bis kurz vor den Impakt zu halten und dann
plötzlich aufzulösen (release), ist der weniger begabte Hobbyist damit
überfordert. Ihm fehlt die dazu nötige Feinmotorik. Deshalb habe ich
mir für ihn (und mich) eine Methode einfallen lassen, die als erstes sein
Bewusstsein auf das Verhalten seiner Rechten Hand richtet, ihm so
ermöglicht, dieses Verhalten bewusst zu steuern, und die dann dafür
sorgt, dass er das spontane (angeborene?) Verhalten der Rechten
überlisten kann.
Mit der bloßen Anweisung "Beuge da, wo du sonst immer streckst." habe
ich schon etliche erstaunliche "Spontanheilungen" bewirkt. Allerdings
nur sehr kurzfristige. Danach muss und will man sich das Erlebte
natürlich erarbeiten. Und dann merkt man, dass es für die Beugung der
Rechten 5 mögliche Orte gibt, und der letzte von ihnen - für Unbegabte
wie mich - der beste ist.
- 1. Zu Beginn des Ausholens (ganz schlecht).
2. Während des Ausholens, also vor dem Umkehrpunkt (sehr schwierig).
3. Während des Umkehrens (ca. die Hälfte der Profis).
4. Im ersten Drittel des Abschwunges (ca. die 2. Hälfte der Profis).
5. Im mittleren Drittel des Abschwungs (ideal für Hobbyisten).
Denn: Je später man beugt, desto leichter das Timing: Man darf nämlich
sofort wieder strecken. Diese Beugung ist nicht passiv und schlaff,
sondern durch gute Vorspannung gesteuert und kontrolliert.
Der ahnungslose Körper will einfach zuschlagen und diese verdammte
Pille mit einer wuchtigen Drehung des Rumpfes und mit der Gewalt der
rechten Hand in den Himmel jagen. Selbst wenn es ihm nur darum geht,
den Ball geschmeidig und gezielt mit der Rechten Mitte Fairway zu
placieren, scheitert er am falschen Timing.
Also muss der wohlbelehrte Geist ihm beibringen, dass es anders viel
viel besser geht.