Mit dem Daumen im Wind würde ich sagen, dass Golfer, die im Bereich 150 bis 200 m das Grün anspielen können, einen Schwung haben, der sich für ein Driverfitting in Richtung "Longhitter" eignet.
Sind die Schlagweiten deutlich geringer, kann ein Driver trotzdem Sinn machen, da er, wie Thomas Zacharias sagt, eigentlich der einfachste zu spielende Schläger sei: der Ball schwebt in der Luft und die Schlagfläche ist riesig.
Dass der Driver trotzdem (vor allem für Männer) eine Nervenprobe darstellt, ist einerseits von der Erwartungshaltung und andererseits vom Loft abhängig. Ich lass mal die "Erwartung" links liegen (ist eine mentale Aufgabe, deren Lösung sich immer lohnt) und betrachte nur den Loft. Hier wird zu schnell der übliche Mainstream-Loft von rund 10,5° gewählt und wenn es weiter gehen soll, dann noch steiler.
Ich kenne nur sehr wenige Golfer, die unter 11° Driverloft einen sicheren Ball spielen können. Ganz wenige. Ein grosser Teil der restlichen Golfer löffelt beim Schlag und meint dann, der hohe Ballflug sei wegen des zu hohen Loftes entstanden. Auch wird zu selten die Carrylänge bewertet, der lange Roll bei flachem Ballflug ist eine unsichere Basis für ein konstantes Spiel.
Ich stelle mal die ketzerische These auf, dass der Loft für die Schlagweite egal ist. Ein steiler Loft macht es nur schwieriger und bei einem hohen Loft wird es langweilig, da der Ball immer auf dem Fairway landet.

Beim Golf-Lab Launch Doctor gibt es dieses Rechenbeispiel. Mal die Berechnungsgrundlage auuser Acht lassen und nur die Tendenz betrachten:
Links: positiver AoA ergibt einen höheren Startwinkel und weniger Spin. Ball ist also höher, trägt aber weniger, da weniger Backspin.
Rechts: negativer AoA = Ballstartet flacher, hat aber höheren Backspin, bekommt also einen Sog nach oben.
Unterm Strich dürften die Ergebnisse sehr ähnlich sein und die Differenzen kleiner als die Toleranzen des Amateurschwunges.
Beim Selbstversuch auf dem Platz komme ich zu einem ähnlichen Ergebnis. Nicht bei der Bewertung eines einzelnen Schlages, sondern bei der Summe aus 10 Schlägen.
Bei 9° wird der Schwung schwieriger, die Fehlertoleranz sinkt und die Ergebnisse sind von "sehr weit" bis "da hätte auch ein Holz 9 genügt".
Bei 17° Driverloft (gibt es von Prowinn) kommen die Schläge sehr konstant. Streuung deutlich kleiner und einen Fehlschlag muss man fast provozieren.
Meine Empfehlung: Löffeln abtrainieren, viel Loft wählen und das Handicap nach unten bringen.
Mike