Hallo Mike,
leider kann man Muskelkraft und Schnellkraft nicht einfach so trennen. Menschen, die einen hohen Anteil an schnellen Muskelfasern haben, verfügen oft auch über sehr hohe Maximalkraftwerte. Sie sind allerdings nicht zwingend sehr gut im Bereich Kraftausdauer, wobei diese Kraftkomponenten einfacher trainierbar ist, als der Schnellkraftbereich.
Kraftausdauertraining ist charakterisiert durch lange Serien mit relativ niedrigen Gewichten, während Schnellkrafttraining mit sehr hohen Intensitäten in niedrigen Wiederholungszahlen gemacht wird. Oder die ganz miese Variante mit Reaktivkraft Training. Das tut auf Dauer sehr weh
.
Dann zu der Grundproblematik - wie kriege ich die Power auf die Straße?
Da wirst du kaum eine generelle Antwort bekommen können, da die Wege zu diesem Ziel extrem unterschiedlich sein können. Schau dir Schwünge der Könner an - da sind so viele recht unterschiedliche Rhythmen zu finden. So viele unterschiedliche Flugbahnen und Spielvarianten. Wer das Woche für Woche anschaut, wird mit der Erkenntnis nach Hause kommen, dass viele Wege nach Rom führen.
Aber es gibt durchaus strukturelle Gemeinsamkeiten der guten Golfer. Du wirst keinen sehr guten Golfer sehen, der aus den Armen arbeitet. Die Einhaltung der kinematischen Kette "From the ground up" ist immer zu sehen. Wie dann die Transition gestaltet wird und wie hart aus dem Rumpf rotiert wird, ist dann wieder individuell. Die Fader sind meist sehr rotationsbetont, bei den Drawspielern sieht das etwas anders aus. Interessant ist aber durchaus, dass die Anzahl der Fader recht hoch ist. Ich hatte dazu gerade auch am Wochenende eine lustige Unterhaltung mit sehr guten Golfern. Einer meinte, es scheint eine Hcp-Grenze zu geben, bis zu der die Leute unbedingt einen Draw spielen wollen. Und ab etwa Hcp 4 (UK-HCP 4 - nicht Stableford HCP
), wird der Fade wieder interessant, weil sich der Ballflug besser kontrollieren lässt. Fand diese Diskussion spannend. Eine anwesende LET Spielerin bestätigte das auch aus ihrer eigenen Entwicklung. Früher mochte sie keine Fadekurve sehen. Inzwischen hat sie diesen als verlässlichen Partner schätzen gelernt und arbeitet gezielt darauf hin.
Doch wieder zur Übersetzung der vorhandenen Potentiale auf den Ball - Wenn es denn ein Patentrezept gäbe, wäre der Schöpfer dieser Methode steinreich und schon längst im Ruhestand. Ich denke, man sollte sich einfach mit den Möglichkeiten des Lernens auseinandersetzen, die angeboten werden. Die Landschaft ist so groß - Bewegungsorientierung, wie bei PGAoG, TGM, Leadbetter, Haney, etc. oder eben Zielorientierung und Gefühlsorientierung wie bei Shoemaker, Clement und sicher vielen anderen, die ich noch vergessen habe. Manche Spieler können sicher etwas mit Funktionsphasenmodellen á la Thomas Zacharias etwas anfangen. Andere sind sicher besser bei Methoden im Stile des differentiellen Lernens aufgehoben, das "nur" Bewegungsaufgaben vorgibt und die Lösung dem Spieler überlasst.
Gruß
Michael