Ben Zinger : Für ein Leben mit weniger Handicap

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Ulf
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Ben Zinger : Für ein Leben mit weniger Handicap

Postby Ulf » 29.02.2012, 10:58

Sehr Lesenswert

Quelle: Golf.de

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Bald ein Jahr ist es schon. Ein Jahr voller Schweiß und Tränen, Kummer und Schmerz. Genau, es war ein tolles Jahr, das erste als regelmäßiger Golfer. Nicht so ausdauernd wie erhofft, dafür effektiver als erwartet. Golf braucht Zeit, mehr als alles andere, was ich je ausprobiert habe (die Karriere als Konzertpianist scheiterte vor der ersten Unterrichtsstunde). Das war die erste Lektion.

Die zweite war, dass trotz Schwungebene, Handgelenksstellung und Oberkörperdrehung am Ende einfach der Ball geschlagen werden muss - Ziel anvisieren, Kopf ausschalten, den Körper die Arbeit machen lassen. Golf ist einfach für Macher, schwierig für Denker. Wie das ganze Leben eben.

Die dritte Lektion war die unangenehmste, weil sie eigentlich nichts mit mir zu tun hat. Sie lautet: Golfer sind Hierarchie-Menschen. Natürlich weiß ich, dass Pauschalisierungen unklug sind. Beginnen Sie mal ein Gespräch mit den Worten: "Ihr Frauen seid doch...". Da können Sie auch gleich fragen, ob sie zugenommen hat.

Dennoch: Betritt ein Fremder das Reich der Bunker und Roughs, hört er in den ersten Wochen nur ein Wort: Handicap. Man ist nicht Stefan, der cholerische Versicherungsmakler aus dem Münchner Vorort, verheiratet, zwei verzogene Kinder. Man ist Stefan, Single-Handicapper - und deshalb meist im Recht.

Lothar Matthäus, Weltmeister 1990
In keiner Sportart, in der ich mich je bewegt habe, spielt eine Zahl, die in gewisser Weise das Können beziffern soll, eine derart große Rolle. Natürlich, auch ein Torjäger wird an Toren gemessen. Natürlich gibt es auch im Tennis inzwischen eine Art Bemessungssystem. Diese Zahlen ersetzen jedoch selten das Alter, wie das im Golf durchaus vorkommt.

Präsident Obama, Handicap 17, Chefredakteur Müller, Handicap 5, Thomas Gottschalk, Hacker 54. Natürlich hat das auch damit zu tun, dass es im Golf eben sehr einfach ist, theoretische Leistungsstärke zu beziffern. "Lothar Matthäus, kann’s rechts wie links, Weltmeister 1990, Fußballer des Jahres, 342 Tore in 2673 Spielen, vier Ehefrauen, eine schöner und jünger als die andere." Das klingt ja schon ziemlich blöd.

Nichtsdestotrotz kann ich mich auch nach einem Jahr nicht an den Fetisch Handicap gewöhnen, auch wenn ich - ja, ich gebe es zu - selbst zu Beginn das niedrige Handicap zu meinem Stern über Betlehem gemacht habe. Dieser Stern funkelt nur noch halbhell, wie der Kerzenstumpen am Tannenbaum, kurz nach Silvester. Natürlich will ich besser werden. Aber nicht um des Handicaps willen.

Alpha-Tier oder Clown?
Wobei wir endlich bei der Hierarchie sind: In jeder Gruppe gibt es Alpha-Tiere und Ergänzungsspieler. Manchmal gibt es noch den Clown und es gibt den Denker, beide werden von den Herdenbossen offiziell geduldet. Inoffiziell werden sie jedoch von oben herab belächelt, aus Neid, weil sie im Leben mehr suchen als das berühmte Stück vom Machtkuchen. In der Gesellschaft hält sich die Typen-Verteilung mehr oder weniger gut die Waage.

Probleme gibt es dann, wenn ein größeres Rudel Alpha-Tiere um ein Stück Beute kämpft - exemplarisch zu bestaunen in den kommenden Monaten bei Gabriel, Steinbrück und Steinmeier. Oder eben in vielen Golf-Clubs. Dort gäbe es jede Woche Kanzlerkandidaten-Krieg, wenn die Hierarche-Hilfe Handicap die Macht-Massen nicht irgendwie positionieren würde. Manager X mit Handicap 5 kann Vorstand Y mit Handicap 32 natürlich einiges erzählen.

Hilfe, Statussymbole!
In meinen ersten Wochen als Golfer hatte ich mehr mit Statussymbolen zu tun als ein Rolls-Royce-Manager mit privatem Yacht-Verleih. Vom Club-Parkplatz über die Equipment-Experten in Neuheiten-Ekstase bis zum Prêt-à-Porter-Digestif auf der Club-Terrasse - alles ist ein ständiger Wettbewerb, ein Ziehen und Zerren auf der Hierarchie-Leiter.

Ja, das war pauschal. Und ja, es war nicht immer korrekt. Sie haben recht. Würde ich überhaupt noch golfen, wenn es nicht auch anders ginge? Mit Spaß am Spiel, Freude an den Golffreunden und Genuss an der Natur? Es gibt Golf ohne "mein Auto, mein Haus, meine Modelleisenbahn, mein Handicap". In Deutschland leider noch etwas seltener als anderswo. Aber das wird schon noch.

Mein Handicap will ich natürlich weiter verbessern. Aber nur für mich. Viel wichtiger wird die Suche nach Spaß auf dem Platz. Und die ist weit weniger schwierig als die nach meinen Abschlägen. Denn die Freude am Golf findet man überall. Jedoch nicht in der Zahl auf dem DGV-Ausweis.

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Hägar
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Postby Hägar » 29.02.2012, 11:17

:D Musste schmunzeln. Hab mein erstes Jahr zwar noch nicht voll, wohl aber viel wiedererkannt. :D

Stefan

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aPerfectSwing
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Sehr schöner Beitrag

Postby aPerfectSwing » 29.02.2012, 11:27

Hi Ulf,

danke für den schönen Beitrag.

Ich führe für mich selber eine SI = Spaß Index bei Golfspielen. Es ist und soll halt einfach Freude machen. Sich von vorgegebenen Pfaden zu lösen ist halt nicht immer einfach.
Wenn der Spaßindex stimmt, dann lernt man einfach bei jeder Runde oder Training etwas und das Handicap wird schon reagieren.

Martin

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Golfhulk
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Postby Golfhulk » 29.02.2012, 12:22

SAU gut :-)

es erinnert mich an deinen Herrn auf der Range - er meinte zu meiner Frau als er neben uns Parkte ( ich war im Clubbüro noch Ballguthaben aufladen) das ein Auto neu wäre und sie etwas aufpassen sollte.

Dieser Hänfling frage mich später nachdem er sah das mein Eisen 5 Carry gut 10 bis 15 Meter länger und gerader flog als sein Driver - " Welchen Schläger haben sie denn da wenn ich Fragen darf " worauf ich Antwortete " Das ist ein Bezahltes altEisen ähnlich dem Auto was neben ihnen Parkt"

Ja ich habe immer Spass beim Spielen und am meisten wenn so eine "Alpha-Granate" seinen Drive nicht trifft nachdem man ein Langes Eisen in seinen Drive Bereich geschlagen hat.

darfst nach so einer Aktion nur nicht sagen - Ein neuer Sheriff ist in der Stadt - das nehmen sie dir übel :-)

SAU gut - das ich mich nicht alleine Wundere mit solchen ManaGolfern :-)

Golfhulk
Golf-Atome zu spalten liegt bei den Männern im Erbgut - HaudeGEN

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