Wenn, wenn, wenn ...

Handicap verbessern, Spieltaktik, Konzepte
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Wenn, wenn, wenn ...

Postby Moderator » 21.07.2016, 17:38

Einer der häufigsten Sätze, die wir hören, ist "wenn ich mich konzentriere, dann klappt es ganz gut".

Ein anderer Klassiker ist "wenn ich gut treffe, dann schlage ich XXX Meter".

Zur Konzentration: auf was soll man sich konzentrieren? Schwunggedanken? Ruhig bleiben? Die Bewegung nochmals durchgehen? Ich finde es hinderlich, den Kopf unter Kontrolle bekommen zu wollen. Mein Ziel ist ein völlig freier Kopf. Kein Gedanke, kein Druck. Nur Wahrnehmung. "Voller Schwung, leerer Kopf" - sagte (glaube ich) mal Ben Hogan.

Beim zweiten Klassiker ist meine erste Gegenfrage, wie oft dies bei 10 Schlägen der Fall ist? Und wie es bei angespannten Situationen klappt. Liegt die Quote unter 80%, wird schwerlich ein konstantes Spiel möglich sein. Im Prinzip ist dies auch eine Kopfsache, denn ohne Druck und auf der Drivingrange klappt es ja auch. Keine Erwartungshaltung ist hier das Erfolgsrezept.

Mike
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Greenjudge
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Postby Greenjudge » 22.07.2016, 11:12

Keine Erwartungshaltung ? leichter gesagt als getan. Schließlich kann man nicht an nichts denken. Also irgendeine Erwartung ist doch vorhanden, ein Ziel treffen, wenigstens eine Richtung anvisieren.
Sich davon frei zu machen, wie soll das gehen ? Auf ein Ziel hin konzentriert zu sein bedeutet doch bereits eine Erwartungshaltung. Mit einer Haltung: "was jetzt passiert kratzt mich überhaupt nicht" ist das kaum anders.
Wer hat die Lösung ? oder eine Annäherung an die Lösung ?

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BD
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Postby BD » 22.07.2016, 11:53

Keine Erwartungshaltung ? leichter gesagt als getan. Schließlich kann man nicht an nichts denken. Also irgendeine Erwartung ist doch vorhanden, ein Ziel treffen, wenigstens eine Richtung anvisieren.
Sich davon frei zu machen, wie soll das gehen ? Auf ein Ziel hin konzentriert zu sein bedeutet doch bereits eine Erwartungshaltung. Mit einer Haltung: "was jetzt passiert kratzt mich überhaupt nicht" ist das kaum anders.
Wer hat die Lösung ? oder eine Annäherung an die Lösung ?
Die Lösung ist höchst individuell. Ich kann nur sagen, wie meine Lösung aussieht.
1. Spiele im Rahmen deiner Möglichkeiten. Jeder der regelmäßig spielt oder trainiert, weiß tendenziell wie weit bzw. wie genau er spielt bzw. wo Fehlschläge meistens landen. Dieses Wissen bestimmt die Strategie wie man ein Loch angeht. Ich beobachte immer wieder bei Mitspielern, dass sie oft den Schlag wählen, der risikoreich ist und sich damit in Probleme bringen bzw. den Score versauen.
2. Spiele den Ball dahin, wo ein Mishit immer noch einigermaßen gut weiter zu spielen ist. So entäuscht ein schlechter Ball die Erwartungen viel weniger.
3. Denke nicht über den Gesamtscore nach. Er ist nicht das Ziel, sondern das Ergebnis deines hoffentlich intelligenten Spiels.
4. Akzeptiere, dass schlechte Bälle zum Spiel gehören.

Als ich vor 5 Jahren mit dem Golfen anfing, war ich ein Berserker auf dem Platz. Übertriebene Erwartungshaltung, Schreien, Aufregung etc.
Irgendwann wollte keiner mehr mit mir spielen! Also habe ich folgende Konsequenz gezogen:
1. Ich habe alle Schläger länger als Eisen 7 aus dem Bag verbannt und das Doppelbogie zu meinem Par erklärt. Dies verlangt, dass man sich intensiv mit Coursemanagement beschäftigt.
2. Als ich ein HCP um die 30 hatte, habe ich das E6 und E5 ins Bag gepackt.
3. Inzwischen ist das E3 mein längstes Eisen und Bogie ist mein Par.
4. Hölzer werde ich erst dann ins Bag nehmen, wenn mein HCP unter 18 liegt (momentan 20,3).

Ihr glaubt garnicht, wie mich diese Vorgehensweise entspannt. Man wird damit zwar nicht "über Nacht" zum Singlehandicapper, aber Golf macht so richtig Spaß! Spektakulär ist es aber natürlich nicht.....:D

Viele und entspannte Grüße
Björn

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Peter-A
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Postby Peter-A » 22.07.2016, 12:42

Im Buch "Inner Game Golf" werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man da ran gehen kann. Was bei einem persönlich funktioniert, ist jedoch individuell. Man wird es aber nie erfahren, wenn man nicht alles mal ausprobiert und sich selbst dabei beobachtet. Ein Beispiel aus dem Buch erzählt, wie der Author einem HCP 4-Spieler sagt, er soll sich auf der nächsten Runde als Ziel eine 86 setzen (also ca. 10 über seinem normalem Standard) und bei jedem Schlag einfach möglichst viel Spaß haben. Gemäß der Geschichte funktionierte das solange, bis dem Spieler bei Loch 16 selbst aufgefallen war, dass er bis dahin PAR gespielt hat.
Ein anderer Tip aus dem Buch ist, dass man sich selbst bewusst macht, dass nichts wirklich schlimmes passiert, wenn man einen schlechten Score spielt (ausser man spielt um irgendwelche Unsummen ;) ). Die Welt geht nicht unter, man bekommt kein Golfspielverbot auf Lebenszeit oder sonstwelche folgenschweren Konsequenzen. Ziel ist es, dass man den Druck, den sich jeder von uns selber auferlegt, rausnimmt. Ich denke, dass kann auch jeder für sich selbst bestätigen, wenn er mal alleine eine Runde geht, ohne irgendwelche Zielvorgaben. Es gelingen die schönsten Schläge. Wenn man es also schafft sich selber klar zu machen, dass bei einem Turnier oder einer Runde mit Freunden ebenfalls nichts schlimmes passiert, wenn man mal ein paar Bälle verhaut, dann könnte es einem allgemein beim Score helfen.
Eine schöne Aussage aus dem Buch zum nachdenken: Golf ist ein Spiel und ein Spiel ist immer nur eine Simulation der Realität. Wäre Golf die Realität und es würde um was gehen, dann würden wir die Bälle nicht wieder aus den Löchern holen.

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Postby Moderator » 22.07.2016, 14:32

Spannende Aussagen bislang.

Björns Tipps kann ich bestätigen und Peters Buchempfehlung auch.

Zielvorstellung, Erwartungshaltung, Druck etc., da sehe ich keine klaren Grenzen, aber es gibt ihn schon, diesen bedingungs- und erwartungslosen Zustand. Anfangs habe ich es bewusst probiert, in diesen Gleichmut zu kommen. Ist aber anstrengend (für mich). Jetzt lasse ich einfach los, da es meine Erholungszeit ist. Wie Peter sagt: es geht um nichts. Es gibt nur temporäre Konsequenzen ohne jeglichen Spätfolgen.

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Postby ulim » 22.07.2016, 17:26

Ich habe da auch einen Trick mit meinen Statistiken. Zum Beispiel liege ich bei ca. 30% Up&Down Quote und wenn ich ein Loch schon vor dem Grün vergeige, dann motiviere ich mich damit, dass ich noch ein Up&Down schaffen kann und so vielleicht die 30% noch steigern kann. Meine Sand Save Quote ist so schlecht, dass ich mich sogar freue, wenn ich im Bunker liege, da ich mich fast nur verbessern kann.

Gerade frustrierende Löcher bekommen so nochmal einen neuen Sinn, denn ein Sand Save ist ja kein schlechterer Schlag, nur weil er zum Triple-Bogey ist.

Statt einem einzigen großen Erfolg oder Misserfolg am Ende der Runde beim Zusammenzählen des Scores, kann ich so viele kleine Erlebnisse auf der Runde haben und ich bleibe bis zum Schluss im Spiel drin.

Ulrich

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Markus-F
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Postby Markus-F » 23.07.2016, 13:19

Ich bin ebenfalls ein Fan des Buches "The Inner game of Golf".

Was dort zu lesen ist, hat mir bisher am besten geholfen, mit meiner Erwartung und dem eigenen Druck umzugehen.

Besonders die Wahrnehmungsübungen.

Es ist erstaunlicherweise nämlich so gut wie unmöglich, eine genaue Wahrnehmung von bestimmten Einzelheiten im Golfschwung zu haben UND sich gleichzeitig irgendwelche innere Anweisungen zu geben.

Ich schlage fast immer mit der inneren Übung "Back-Hit-Stop", also der Konzentration auf die einzelnen Punkte des Weges, den der Schlägerkopf zurücklegt. Und vor allem komme ich mit diesem "Mantra" immer wieder in eine gelassene Konzentration zurück. Besonders wenn ich anfange über Schläge zu "hadern" und mich selbst kritisiere...

Das Prinzip, dass "Self 2" in uns bereits Golf spielen kann, wenn sich "Self 1" nicht dauernd einmischt, finde ich absolut schlüssig! Deshalb funktionieren auch die ganzen "Do's and Don't's" von bestimmten Golflehrern überhaupt nicht...

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Inner Game Golf

Postby aPerfectSwing » 23.07.2016, 22:37

Moin,

Inner Game Golf ist wirklich eine super Empfehlung.

Ich habe vor Jahren bei Frank Pyko, Herausgeber der deutschen Ausgabe, eine Coachingausbildung gemacht. Frank Pyko hat es sehr gut drauf.

Fred Shoemaker hat viele Jahre sehr intensiv mit Tim Gallwey gearbeitet. Das ist auch integraler Bestandteil in seinem Coachingkonzept. Diese Art Coaching hat so unendlich viele Facetten und Möglichkeiten, es lohnt sich, sich damit intensiver zu beschäftigen.

Nach dem Lesen des Buchs hatte ich allerdings vielleicht 10% verstanden. Das ist so viel mehr als "Back Hit Stop"...

Gruß
Martin

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Re: Inner Game Golf

Postby Moderator » 24.07.2016, 10:27

Das ist so viel mehr als "Back Hit Stop"...
... dann verrate uns doch ein bisschen mehr. Übungen, Erkenntnisse, praktische Anwendung.

Mike
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Inner Game Golf

Postby aPerfectSwing » 24.07.2016, 22:20

Moin,
ch schlage fast immer mit der inneren Übung "Back-Hit-Stop", also der Konzentration auf die einzelnen Punkte des Weges, den der Schlägerkopf zurücklegt.
Ist das wirklich die Konzentration auf die einzelnen Punkte? Für mich bedeutet diese Übung, dass ich die komplette Zeit beim Schlägerkopf bin. Die Punkte sind nur ein kleiner Teil.
Klasse Übung für Konzentration.

Ansonsten einfach auch mal das Buch lesen. Ist für mich ein Standardwerk und ja auch in deutscher Sprache erhältlich.

Gruß
Martin

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Postby Markus-F » 25.07.2016, 09:27

Eine weitere großartige Übung aus dem Buch (gibt es auch bei Shoemaker in "Extraordinary Putting") ist das Putten mit geschlossenen Augen. Dabei geht es nur um die Wahrnehmung und eine Vorhersage, wie weit der Ball (seitlich und Abstand) vom Loch liegt.
Das heißt die Aufgabe ist nicht einzulochen, sondern möglichst präzise vorauszusagen wohin der Ball gerollt ist und dann erst zu überprüfen, wie weit die eigene Wahrnehmung vom Ergebnis abweicht.

Hat man erst einmal seine eigene Wahrnehmung so feinjustiert, dass Ergebnis und Resultat sich annähern, wird man erstaunlicherweise automatisch sehr viel präziser in der Ausführung.
Darum geht es vor allem in dem Buch: Wie kann ich meinen Verstand hilfreich einsetzen, die Teile in mir, die die extrem komplexe Bewegung des Golfschwunges ausführen, zu unterstützen anstatt sie zu sabotieren.

Ich finde es gerade beim Putten extrem hilfreich, das Bewusstsein ein bisschen abzulenken. Ich schaue z.B. gerne dem Schlägerkopf zu wenn ich putte, so als würde ich leicht "dissoziiert" dem Teil in mir zuschauen, der genau weiß, wie das funktioniert. Seitdem sind meine 3-Putts sehr viel weniger geworden...

Wenn man nur ein einziges Buch über Golf lesen will, dann das!

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