Mit der neuen Saison erlebt man auch wieder die tollsten Stories, die man über die Winterpause verdrängt hat. Mir wird immer wieder der Eindruck aufgedrängt, dass 90% der golflehrenden Menschen ihr Handwerk tatsächlich nicht verstehen oder verstehen wollen.
Golflehrer ist aus meiner Sicht ein toller Beruf mit schlechten Arbeitszeiten und noch schlechterer Bezahlung. Wenn man also diesen Beruf ausführt, dann muss doch zumindest Berufung, Herzblut und/oder Begeisterung mit von der Partie sein.
Wenn man aber folgende Fälle erlebt, möchte man an allem zweifeln:
Drivertest ... Kunde reklamiert, dass der neue Driver nur 160 m ginge und auch sein Pro schaffe damit nicht mehr, wobei dieser normalerweise 230 m schlägt. Sie hätten auch den Schwung kontrolliert etc., der Driver sei einfach nicht gut. Also zurück damit, ist bei uns kein Problem. Paket kommt, wir packen aus und ... sehen einen Driver, der mit fünf (5!) Lagen Malerklebeband komplett eingewickelt ist (auch die Schlagfläche). Auf dem Malerkrepp sieht man noch die Ballabdrücke, der Driver wurde also so getestet. Da fällt mir ehrlich gesagt nichts mehr ein. Mit einem Minimalverständnis technischer Zusammenhänge muss doch auch ein Pro ausgestattet sein ...?
Schlagweitentest ... der Spieler (Senior 164 cm) beklagt die Schlagweite seines Eisen 5. Dass zuvor getestete Eisen 9 sei super geflogen, das Eisen 5 sei zu kurz. Zur Absicherung hat er es seinem Pro (188 cm) gegeben. Dieser meinte, der Schläger sei zu kurz und zu weich, er schlüge sein eigenes Eisen 5 (Stahl S-Flex) viel weiter. Aha!
Solche Geschichten gibt es täglich und die gleiche Art bekommt man erzählt, wenn man Schwungprobleme bespricht. "Mein Pro sagte, ich solle es so oder so machen" etc.
Das mangelnde technische Verständnis (auch des Fittings) oder die nicht vorhandene Bereitschaft, die Hintergründe zu erkennen/zu erforschen, ist ein klarer Vorwurf von mir an die Mehrzahl der Pros.
Das zweite Problem sehe ich darin, dass dem Kunden zu schnell nachgegeben wird. Wie beim
Fitting muss man dem Kunden erklären, dass man entweder den Schwung schnell durch Tricks (fixen) auf die Beine hilft oder man die Sache korrekt und nachhaltig angeht, was einfach eine gewisse Zeit der Betreuung erfordert und auch eine Lernbereitschaft des Kunden. Schnell mal die Schwungebene hinbiegen und nach 30 Minuten sind alle Sorgen dahin, dass ist in den allermeisten Fällen einfach nicht möglich und nie nachhaltig.
Mit kleinen Schritten muss man die Grundlagen umstellen: Handgelenk, Hüfte, Timing etc. ... alles auf einmal klappt NIE.
Die Pros, die hier ehrlich die Karten auf den Tisch legen, sind selten. Ich glaube aber, der Kunde würde diese Ehrlichkeit honorieren ... die wenigen Spieler, die auf schnelle Wunder hoffen, sind so oder so keine gute Basis.