Wozu eigentlich ist Torque gut?

Alles zum Thema Bau eines Golfschlägers
Hägar
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Postby Hägar » 01.03.2012, 11:23

- Dass CFK Konstruktionen gleiche Zugfestigkeiten wie Stahl haben können ist mir klar. Aber wie wirkt sich in der Biegung die schwächere Druckfestigkeit im Vergleich zu Stahl aus? Die Harzmatrix schafft das alleine?
Moin Henry,

nur zur Klarstellung: Diese Frage stellt auf die Biegefestigkeit ab, nicht auf die Biegesteifigkeit, richtig? Beides hat praktisch nichts miteinander zu tun. In Sachen Steifigkeit ist es den Kohlefasern nahezu egal, ob sie auf Zug oder Druck beansprucht werden. In Sachen Festigkeit hast Du natürlich recht, dass Kohle auf Druck weniger aushält als auf Zug. Ob die reduzierte Druckfestigkeit tatsächlich geringer ist als die von Stahl, kommt auf den Einzelfall an. Es können aber in Kohle durchaus Druckfestigkeiten erzielt werden, die so im Bereich von 750 N/mm² liegen. Das muss und kann die Harzmatrix nicht alleine schaffen. Ihre Aufgabe besteht darin, die (hoffentlich) geradlinig verlegten Fasern bei Druckbelastung an Ort und Stelle zu halten und am seitlichen Ausknicken zu hindern.

Nur hochfeste Stähle haben eine signifikant höhere Druckfestigkeit. So gesehen ist der Vergleich zwischen Stahl und Kohle eher unproblematissch.

Aber wie schon gesagt: Dies betrifft die Festigkeit, also die Frage ob und wann unser Schaft bricht. Hat nichts mit Steifikeit und Schwingverhalten zu tun.
- Das die Frequenz von Masse zu Steifigkeit abängt ist natürlich richtig. Ich meinte aber leider das Schwingungsverhalten wie Amplitude, Attack und Decay und nicht die Höhe der Frequenz. Hier wird doch das Harz die Hauptrolle spielen?
Okay, neben den Eigenfrequenzen ist eigentlich nur noch die Materialdämpfung relevant. Die Materialdämpfung in CFK ist höher als in Stahl und im übrigen frequenzabhängig. Bei niedrigen Frequenzen wie die paar CPMs in Biege- und Torsionsrichtung eines Golfschlägers dürfte sie gering bis vernachlässigbar sein. Mit dem Ergebnis, das hier kaum Untersschiede feststellbar sein dürften.

Beim Schlag gegen den Ball oder in den Dreck werden aber auch sehr viel höherfrequente Oberschwingungen angeregt. Die werden im CFK ganz gut weggedämpft. Beim Stahl gehen sie nahezu ungefiltert durch in Hand, Unterarm und Gelenke. Das kann schon mal zum Tennisarm führen. In jedem Falle spürt man das.

LG,
Stefan


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henry
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Postby henry » 01.03.2012, 16:30

Danke für die Antworten. Einfach perfekt! :D

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Hägar
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Postby Hägar » 01.03.2012, 17:44

Gerne doch :wink: .

Eine Idee ist mir noch gekommen, wenn auch ziemlich spekulativ:

Mike hatte den Gegensatz zwischen "toten" und "lebendigen" Spielgefühl in die Diskussion gebracht. Ich weiß, was er meint, weil ich es selbst erfühlt habe. Aber so richtig greifen kann ich es noch nicht.

Aufgefallen ist mir, dass dieses "tote" Gefühl nicht beim Abschwung, sondern eher beim Impact (Ball, Divot, beides, egal) spürbar ist. Oben hatte ich was zum Schlag in den Dreck und fühlbaren bis schmerzlichen Oberschwingungen geschrieben.

Könnte es sein, dass es diese feinfühligen Schwingungen sind, die den Unterschied zwischen tot und lebendig ausmachen?

Das würde erklären, warum sich die steifen und gut (zu gut?) dämpfenden Graphitschäfte tot anfühlen können, während genauso steife, aber überhaupt nicht dämpfende Stahlschäfte sich nicht den Vorwurf des toten Schlaggefühls gefallen lassen müssen.

Ist das eine Spur?

LG
Stefan

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henry
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Postby henry » 02.03.2012, 09:21

Ich sehe schon, du hast die Spur aufgenommen, die ich auf der vorige Seite gelegt habe :wink:

Nachdem wir festgestellt haben, daß die eigentliche Grundfrequenz bei gleicher Festigkeit ähnlich sein müsste, bleiben die bereits erwähnten Dämpfungsfaktoren über.

Wie ist das Obertonverhalten von CFK im Vergleich zu Stahl?
Wie ist die Verteilung von harmonischen zu unharmonischen Obertonschwingungen?
Wie hoch ist die Amplitudendifferenz zwischen Grundton und Obertönen?
Wie ist das Ausschwingverhalten (decay) im Vergleich der Materialien?
Hat ein inhomogenes Material wie CFK mehr Rauschen als Stahl?

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Hägar
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Postby Hägar » 02.03.2012, 10:38

Ich sehe schon, du hast die Spur aufgenommen, die ich auf der vorige Seite gelegt habe :wink:
Schön, wir denken also in die gleiche Richtung 8) .

Antwort zu Deinen Detailfragen: Keine Ahnung :lol: .

Das müsste man messen. Idealerweise messen, rechnerisch simulieren, beides abgleichen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Werde ich aber nicht machen. Führt zu weit im Rahmen hobbymäßiger Liebhaberei. Derzeit strapaziere ich schon die Geduldsgrenzen meiner sonst eher nachsichtigen Frau mit dem einen oder anderen Selbstbauprojekt. Gestern Nacht habe ich einen Satz Schäfte gespinet und geklebt. Heute abend kommen die Griffe drauf. Und morgen kommt der Tag der Wahrheit ... 8) . Wenn ich jetzt noch anfinge, meine Bastelbude in ein Labor umzubauen ... Diesen Job überlasse ich dann doch lieber den Schaftherstellern. Leider lassen die sich nicht in die Karten gucken.

Aber ausgehend von unseren hier diskutierten Vermutungen ziehe ich jetzt mal für mich einen vorläufigen Schluss: Ich verabschiede mich von der Suche nach einem leight weight low torque Graphitschaft. Michael (MW) berichtet, dass selbst Brutalschwinger mit hohen Torque-Werten gut klar kommen können. Mike hält high torque gut zumindest für Memmenschwinger. Und dazu gehöre ich nun mal. Light weight ist sowieso gut für Memmenschwinger. Und da beides zusammen nach unseren Überlegungen auch zu verminderter Materialdämpfung und damit einem lebendigeren Schlaggefühl führen muss, ist ja alles gut.

Der Rest ist dann Ausprobieren. Und wie Martin (APerfectSwing) schon schrieb: Ausprobieren ist gut, wenn man auch auf Überraschungen gefasst sein muss.

LG
Stefan.

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henry
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Postby henry » 02.03.2012, 12:19

Gute Antwort!
Danke für diesen Faden. Ich freue mich über die neuen Erkenntnisse, und wünsche viel Freude mit den neuen Waffen.

LG, henry.

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