Hallo zusammen,
ich hoffe, daß ich mit meinen Ausführungen über meinen "Steinschleuder-Schwung", der sich zwar in vielen Bereichen mit dem hier diskutierten Minimalschwung deckt, aber dennoch in einigen Aspekten deutlich davon abweicht, in diesem Unterforum noch richtig bin und niemanden damit langweile. Falls doch, bitte ich um entsprechendes Verschieben und/oder Löschen.
Leider kann ich auch nicht erschöpfend darlegen, worin genau die Abweichungen meines Schwungs vom Minimalschwung liegen, dazu fehlt mir einfach die Möglichkeit der qualifizierten externen Kontrolle.
Ich habe die letzten zwei Wochen häufig trainiert und würde gerne meine weiteren Erfahrungen teilen:
Das offene Setup sowie die in meinen Augen natürlichere Ausrichtung von Füßen, Hüfte, Oberkörper und Schultern hin zum Ziel (also weg von der lehrbuchmäßigen parallelen Ausrichtung und hin zu einem Setup mit ca. 45°-Ausrichtung) ermöglichen mir eine erstaunlich hohe Präzision meiner Schläge - und das völlig intuitiv. Ich muß keinen Gedanken an Schulter-, Hüft- oder sonstige Linien verwenden, ebensowenig kümmern mich Handgelenkswinkel oder Releasezeitpunkt.
Ähnlich wie beim Standardschwung wird die optimale Geschwindigkeit des Schlägerkopfes im Treffmoment m. E. durch die Additon der folgenden, idealerweise genau dann maximalen Einzelgeschwindigkeiten erzielt (man verzeihe mir meine laienhafte Formulierung, ich bin kein Golflehrer oder Physiker):
- Hüftbewegung Richtung Ziel
- Pendelschwung der locker gehaltenen Oberarme
- Pendelschwung der locker gehaltenen Unterarme (quasi als zweites Pendel)
- Umklappen der Handgelenke (quasi als drittes Pendel)
Diese ganze Bewegung - die mich, wie bereits erwähnt, an das Schleudern eines Titschersteines oder den Wurf eines Speeres erinnert - wird dann durch das Stemmen gegen das linke Bein abgeschlossen. Am Schluß des Schwungs zeigt der ganze Körper Richtung Ziel, der Oberkörper kann sogar weiter nach links drehen, ohne daß es zum Hook oder Pull kommt.
Auch die Dosierung des Schwunges bereitete mir keinerlei Schwierigkeiten, allerdings tritt auch hierbei das Phänomen auf, daß bei allzugroßer Anstrengung (sog. "Gewaltschläge") keine Erhöhung der Schlagweite erreicht wird, sondern sich vielmehr wieder kürzere Distanzen einstellen. Es ist also wie beim Standardschwung von elementarer Wichtigkeit, daß die Armmuskeln nicht angespannt und Griff samt Handgelenken locker sind.
Die hohe Präzision und Wiederholbarkeit der Schläge macht sich bei mir besonders bei kurzen Pitches und Chips bemerkbar - so sehr, daß ich ernsthaft überlege, zumindest mein kurzes Spiel komplett auf diesen Schwung umzustellen.
Inwieweit Griffhaltung und Schlägerblattausrichtung den Ballflug beeinflussen, muß ich allerdings noch ausprobieren. Vom Gefühl her scheint die Position des Schlägerblatts kaum einen Einfluß auf die Flugbahn des Balles zu haben, das muß ich aber noch anhand konkreter Versuche verifizieren. Es würde mich sehr interessieren, ob dieser für mich intuitive Bewegungsablauf auch kontrollierte Fades, Slices, Hooks, etc. ermöglicht und welche Parameter dafür geändert werden müssen. Dazu werde ich die nächsten Tage hoffentlich mehr wissen.
Ich habe zudem mit einer Golfanfängerin (HCP 40+) meinen Schwung ausprobiert. Obwohl die Dame sehr sportlich ist (Turnerin und sehr gute Skifahrerin), hatte sie - wie sie selbst erwähnt hat - in den klassischen Wurfdisziplinen immer Schwierigkeiten. Ohne chauvinistisch sein zu wollen: Das deckt sich mit meinen bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen, denn sehr viele Frauen haben große Probleme damit, beispielsweise einen Stein oder kleinen Ball zu werfen.
Dementsprechend ernüchternd war dann auch das Ergebnis, es kam so gut nie zu einem halbwegs ordentlichen Ballkontakt, so daß wir nach ca. 1 Stunde das Experiment abbrachen. Offensichtlich ist dieser Bewegungsablauf doch nicht so intuitiv und natürlich, wie ich gedacht hatte. Als interessante Randnotiz sei erwähnt, daß sich auch bei ihr am nächsten Tag ein leichter Muskelkater im Gesäßmuskel einstellte, das deckt sich mit meinen eigenen anfänglichen Erfahrungen.
Auf jeden Fall macht es eine Menge Spaß, sich mit alternativen Schwungkonzepten zu beschäftigen. Zudem hat man garantiert schnell Kontakt mit Neugierigen, die mehr oder weniger irritiert die unkonventionellen Schwungübungen beobachten und hinterfragen.
Meine Angst, daß ich mir mit diesen Übungen meinen "klassischen" Schwung verderben würde, hat sich als überflüssig herausgestellt. Im Gegenteil, ich habe sogar den Eindruck, daß sich die intensive Beschäftigung mit meinen eigenen Bewegungsabläufen positiv auf meinen normalen Schwung ausgewirkt hat.
Grüße,
Robert.